Baum stürzt auf Auto: Lebensgefahr

von Redaktion

Kurz vor Ende des meteorologischen Winters haben Schnee und Glätte die Einsatzkräfte auf Trab gehalten. Der Sturm schleuderte in Krailling einen baumdicken Ast auf ein Auto – die Insassen wurden schwerst verletzt.

VON L. FELBINGER, A. DENY UND A. BAAR

Krailling/München – Das Sturmtief „Bianca“ hat in der Nacht auf Freitag in und um München gewütet – und Opfer gefordert: Ein 34-jähriger Autofahrer aus Planegg schwebt nach einem schweren Unfall in akuter Lebensgefahr. Der Mann aus dem Würmtal fuhr am Donnerstag gegen 22.30 Uhr die Gautinger Straße entlang, auf dem Beifahrersitz des weißen Dacia Duster saß seine 36-jährige Freundin, ebenfalls aus dem Würmtal.

Kurz nach der Einmündung zur Sonnwendstraße brach wegen des Sturms ein dicker Ast von einem Baum. Genau in diesem Moment fuhr der Dacia vorbei, sodass der Ast direkt auf die Windschutzscheibe krachte. Rettungskräfte mussten die beiden eingeklemmten Personen aus dem Auto befreien. Beide befinden sich inzwischen im Krankenhaus. Die 36-Jährige ist schwerst verletzt, der 34-Jährige, der auch Mitglied der Planegger Feuerwehr ist, schwebt mit schwersten Kopfverletzungen aktuell in Lebensgefahr.

Für die Kameraden der Feuerwehr ist der Unfall ihres Freundes ein schwerer Schock. Zwei Brüder des Verunglückten, die als Feuerwehrler im Einsatz waren, wurden sofort vom Unfallort weggeschickt und von Psychologen betreut. Erst am vergangenen Dienstag hatte es eine Baumkontrolle in dem Bereich gegeben. Ob auch der betroffene Baum überprüft worden ist, konnte Gemeindesprecher Alexander Broschell am Freitag nicht mit Sicherheit sagen.

In ganz Bayern hatte das Sturmtief „Bianca“ für Chaos gesorgt. Umgestürzte Bäume blockierten Stromleitungen und Straßen. Glatteis führte zu zahlreichen Unfällen und liegen gebliebenen Fahrzeugen. Auch der Bahnverkehr in Bayern stand teilweise still. Wann alle Störungen behoben sein sollten, war nach Angaben der Einsatzkräfte zunächst unklar.

Noch am Nachmittag waren die Strecken zwischen Tutzing und Kochel, Tutzing und Murnau sowie Murnau und Oberammergau gesperrt. Beim Meridian, der Bayerischen Oberlandbahn und der Bayerischen Regiobahn wurden die meisten Probleme bis zur Mittagszeit behoben. Die Strecke zwischen Holzkirchen und Bruckmühl blieb vorerst gesperrt, wie der private Betreiber mitteilte.

Auch der öffentliche Nahverkehr in den Städten war vom Sturm betroffen. Bei der S-Bahn München waren die Linie S 6 zwischen Tutzing und Starnberg und die Linie S 2 zwischen Erding und Markt Schwaben bis zum frühen Nachmittag gesperrt. Im Würzburger Busverkehr kam es morgens teilweise noch zu Einschränkungen.

Oberbayern hatte besonders unter dem Sturm zu leiden: In der Nacht auf Freitag rückten die Einsatzkräfte des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd 288 Mal aus, weil Äste oder Bäume die Fahrbahn blockierten. Ihre Kollegen vom Polizeipräsidium Oberbayern Nord zählten rund 180 sturmbedingte Einsätze.

Im Landkreis Eichstätt kam ein Mann mit seinem Auto von der glatten Straße ab und überschlug sich. Der 29-Jährige wurde schwer verletzt, sein 27-jähriger Beifahrer hatte leichte Verletzungen. Im morgendlichen Berufsverkehr ignorierten Autofahrer eine gesperrte Kreisstraße im Landkreis Berchtesgadener Land. „Sie fuhren um die Schilder herum und wunderten sich, dass sie an den umgestürzten Bäumen nicht vorbeifahren konnten“, teilte die Polizei mit. Ein 34-Jähriger übersah nicht nur die Straßensperre: Er fuhr mit hoher Geschwindigkeit direkt in die auf der Fahrbahn liegenden Bäume. Er verletzte sich leicht.

Der Sturm zerstörte außerdem die Hülle des Industriedenkmals Radom in Raisting (Kreis Weilheim-Schongau). Über die Station konnten Zuschauer 1969 die erste Mondlandung im Fernsehen verfolgen. „Die Hülle ist wie ein Luftballon, der durch Überdruck gehalten wird“, berichtet Rüdiger Sobotta von der Kreisbrandinspektion. „Durch den Sturm ist in der Hülle nun ein Riss.“ Landrätin Andrea Jochner-Weiß ist fassungslos: „Ein Wahrzeichen Bayerns ist zerstört. Wir hoffen, dass wir die Hülle erneuern können.“ Wie es mit dem Betrieb weitergeht, ist unklar. Ein Gutachter wurde beauftragt. Mitte März sollten die geplanten Führungen starten. Geschäftsführer René Jakob sagt: „Das geht sicherlich nicht.“   (mit lby)

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