Maximilian Böhm hat gerade die Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger abgeschlossen – und zwar als einer der besten Absolventen. Und das, obwohl er eigentlich Wirtschaftsinformatik studieren wollte. Der 24-Jährige berichtet, wieso er nun seinen Traumberuf gefunden hat – und welche Ziele er sich gesetzt hat.
Herr Böhm, werden Sie von Patienten oft als Herr Doktor angesprochen?
Das passiert tatsächlich manchmal. In einigen Köpfen ist das Bild von männlichem Arzt und weiblicher Pflegekraft fest verankert. Aber hier im Helios Amper-Klinikum Dachau arbeiten einige Krankenpfleger. So stelle ich mich auch vor.
Wären Sie lieber Arzt geworden?
Viele denken wirklich, man wird eben Krankenpfleger, weil es zum Arzt nicht gereicht hat. Das ist Blödsinn, das sind zwei völlig verschiedene Berufe mit ganz eigenen Anforderungen, die allerdings in der Praxis eng zusammenarbeiten müssen. Ich wollte aber tatsächlich studieren. Daher habe ich die Ausbildung mit einem dualen Studium Pflege kombiniert. Nach dem Bachelor im nächsten Jahr will ich meinen Master im Pflegemanagement machen. Das ist berufsbegleitend möglich.
Was mögen Sie an Ihrem Beruf nicht?
Die Schichtdienste. Die sind zwar nicht zu vermeiden und fallen mir jetzt auch noch nicht schwer. Aber ich denke, wenn man älter wird und Familie hat, können sie zu einer Belastung werden. Allerdings ist das ein Problem, das sich wohl nicht ändern lässt. Ich hatte früher überhaupt keine Erfahrung mit Krankenhäusern. Ich bin einfach ins kalte Wasser gesprungen und hatte das Glück, dass dieser Beruf meine Erwartungen sogar noch übertroffen hat. Manchmal würde ich mir nur wünschen, noch mehr auf jeden Patienten eingehen zu können. Denn natürlich müssen wir Kompromisse machen und die Wirtschaftlichkeit berücksichtigen.
Da spricht schon der zukünftige Pflegemanager.
Die menschliche und die ökonomische Seite unseres Berufs zu vereinbaren, ist möglich, aber tatsächlich eine Herausforderung. Das zu managen, ist noch mal ein ganz eigener Beruf. Jetzt nach der Ausbildung genieße ich es, dass ich täglich dazulerne und den Patienten immer besser helfen kann. Da geht es oft um technische Dinge – wie zum Beispiel, dass bestimmte Medizingeräte gereinigt oder gewechselt werden müssen. Tumor-Patienten auf der Hals-Nasen-Ohren-Station bekommen öfter einen Stoma, eine Öffnung an der Luftröhre, eingesetzt, das regelmäßig versorgt werden muss. Patienten da optimal zu betreuen, fühlt sich für mich richtig gut an.
Dass Sie fremden Menschen oft sehr nah kommen müssen, ist für Sie kein Problem?
Das war für mich anfangs ungewohnt. Aber wir lernen das ja in der Ausbildung. Für mich ist es ein normaler Teil des Berufs geworden. Abgesehen von dieser professionellen Ebene ist es ein schönes Gefühl, dazu beizutragen, dass es Menschen besser geht.
Ist das gute Gefühl ein willkommener Bonus? Denn besonders gut bezahlt ist Ihr Beruf nicht…
Ich verdiene genug, um davon gut leben zu können. Aber verglichen mit Berufen, in denen man nach der Ausbildung deutlich weniger Verantwortung hat, verdient man in der Pflege leider weniger. Die Aufstiegsmöglichkeiten sind – was wenig bekannt ist – sehr gut. Man kann eine Stationsleitung übernehmen, es gibt viele Fortbildungen etwa zur Intensivpflege, zum Wundmanagement oder die Möglichkeit zum Studium. Ein Vorteil ist natürlich, dass ich überall arbeiten kann und Pflegekräfte immer gesucht sind. Ich persönlich habe auch die Freiheit, meine Arbeitszeit sehr flexibel zu variieren. Wenn ich mehr studiere, arbeite ich weniger. In den Semesterferien stocke ich auf Vollzeit auf.
Wie sieht Ihr Musterpatient aus?
Eine besondere Beziehung habe ich zu den Menschen, die mich respektvoll behandeln, die auch mal Danke sagen und ihre Wertschätzung zeigen. Das passiert häufig. Aber es gibt auch die Menschen, die denken, im Krankenhaus müssten sie nicht auf den Anstand achten. Das ist manchmal erstaunlich.
Interview: Susanne Stockmann