München – Mehr als ein paar Zentimeter Schnee sind in Unterammergau diesen Winter noch nicht gefallen. „Außerdem ist keine Unterlage da, damit der Neuschnee auch liegen bleibt“, erklärt Ferdinand Meiler. Er und sein Vater kümmern sich um die Lifte am Steckenberg in Unterammergau (Landkreis Garmisch-Partenkirchen). Die beiden Männer sind gelassen. „Es kommt, wie es kommt“, sagt Meiler. Auch wenn es kein guter Winter sei. „Das hat es immer schon gegeben“, erzählt er. „Mein Vater hat die Anlage 1971 gekauft und hatte in seinem ersten Winter nur einen Tag geöffnet.“ Der Familienbetrieb weiß mit der Situation umzugehen.
Die sieht heuer ganz anders aus als im vergangenen Winter. Tagelang waren Menschen in Skigebieten eingesperrt. Lawinen hatten mit Unmengen Schnee mehrere Straßen versperrt. Diesen Winter ist es zwar kalt, aber der große Schnee blieb in den tieferen Lagen bisher noch aus. Auf Wintersportler und Liftbetreiber hat das ganz unterschiedliche Auswirkungen.
Wichtig ist für Meiler, dass das Anfängergebiet in Betrieb ist und alle Skikurse durchgezogen werden können. „Darauf liegt unser Hauptaugenmerk“, erklärt Meiler. Im Anfängergebiet bildet Kunstschnee die Basis. Die anderen Pisten, die auf Naturschnee angewiesen sind, sind geschlossen. Das ist ein Problem für zahlreiche Skivereine. Denn am Steckenberg werden jedes Jahr diverse Meisterschaften oder Kreiscuprennen ausgetragen. „Mit den Skirennen schaut es heuer schlecht aus“, sagt Meiler. Auch das ist nicht das erste Mal der Fall. Im Winter 2013/14 konnte am Steckenberg kein einziges Rennen ausgetragen werden. Eine Prognose für diesen Winter möchte der Liftbetreiber allerdings nicht wagen. „Vielleicht kommt ja Mitte Februar der große Wintereinbruch. Wissen tut man es nicht.“
Ausgefallene Wettbewerbe sind auch für die Langlauf- und Biathlon-Verantwortlichen im Bayerischen Skiverband (BSV) ein Dauerthema in diesem Winter. „Viele Wettkämpfe haben wir in unsere Stützpunkte und Leistungszentren wie Ruhpolding verschoben“, sagt Dominik Feldmann, stellvertretender Geschäftsführer beim BSV. Manche Rennen mussten komplett abgesagt werden. Da sei es im vergangenen Winter einfacher gewesen, sagt Feldmann. Längere Fahrten zu den Wettkampforten sind diesen Winter unumgänglich.
Ein prominentes Beispiel für ein ausgefallenes Rennen ist der König-Ludwig-Lauf von Ettal nach Oberammergau (wir berichteten). Zu wenig Schnee ließ den Verantwortlichen keine Wahl. Die Kult-Veranstaltung musste abgesagt werden. Und das erst zum fünften Mal in der über 50-jährigen Geschichte. Beinahe keine Möglichkeiten zum Langlaufen haben die Freizeit- und Breitensportler. War das Langlaufen vergangenes Jahr fast auf jeder Wiese möglich, muss heuer schon gezielt gesucht werden. Viel Aufwand und lange Anreisen inklusive.
Ein ganz anderes Problem zeichnet sich in den bayerischen Skigebieten ab: „Obwohl wir gute Pistenverhältnisse haben, kommen weniger Gäste zum Skifahren“, sagt Antonia Asenstorfer, Sprecherin des Skiverbunds Alpen Plus. In den Gebieten Brauneck, Spitzingsee und Sudelfeld liegen am Berg rund 70 bis 80 Zentimeter Schnee. Alle Liftanlagen und beinahe alle Pisten sind geöffnet. Temperaturen unter dem Gefrierpunkt ermöglichten ein künstliches Beschneien der Pisten. Dennoch bleiben die Gäste aus. Asenstorfer hat eine Vermutung: „In den Köpfen der Menschen findet durch die Witterungsverhältnisse in den Städten offensichtlich kein Winter statt.“ Die erwarteten zweistelligen Plusgrade kommende Woche machen das nicht besser. Über die Pisten macht sich die Sprecherin keine Sorgen. „Wir haben eine solide Grundlage, die auch mal Plusgrade aushält“, sagt sie. „Mehr Sorge bereitet uns, dass bei den aktuellen Wetterverhältnissen bei den Leuten einfach keine richtige Lust zum Skifahren aufkommt.“ Das macht sich auch in den Berghütten bemerkbar. „Es könnte mehr sein“, sagt Asenstorfer.