Straße in die Zukunft

von Redaktion

In der Diskussion vor der Kommunalwahl am 15. März ist der Verkehr eines der Top-Themen. Oberbürgermeister Dieter Reiter und Stadtbaurätin Elisabeth Merk haben jetzt ihre Visionen für die nächsten Jahrzehnte vorgestellt.

VON LAURA FELBINGER

München – Um einen Verkehrskollaps in München zu verhindern, muss die Stadt zügig handeln. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und Stadtbaurätin Elisabeth Merk haben nun einen Gesamtplan zur Mobilität für die nächsten Jahrzehnte vorgestellt. „Spätestens in diesem Jahr braucht es ein fixes Konzept, damit wir die nächsten zwanzig Jahre planen können“, erklärte Reiter die Dringlichkeit des Konzepts. Ein wichtiges Ziel ist die Reduzierung des Individualverkehrs in der Innenstadt. Als Schritt in diese Richtung sieht der Plan ein neues Angebot für Pendler vor. An Autobahnen und den Haupteinfallstraßen in die Stadt soll es Park&Ride-Anlagen geben. Von dort aus fahren Expressbusse auf gesonderten Fahrstreifen, sogenannten High-occupancy vehicle (HOV) lanes, in die Innenstadt. Die HOV lanes dürfen von Fahrzeugen mit drei oder mehr Insassen mitbenutzt werden. Pendler können an der Park&Ride-Anlage Mitfahrgelegenheiten absprechen.

Als Pilotstrecken sind Korridore im Bereich der A8 West, A8 Süd und der A9 im Raum München Nord im Gespräch. Im Übrigen hat die e.2GO GmbH diese Woche beim ADAC eine ähnliche Idee vorgestellt: Ein Parkhaus außerhalb des Stadtzentrums, in dem Pendler ihr Auto stehenlassen könnten, um dann mit dem öffentlichen Nahverkehr in die Stadt zu fahren.

Reiter und Merk setzen mit ihrem Plan auf einen umfassenden Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. Der neue Hauptbahnhof, die zweite Stammstrecke, neue Busspuren, U-Bahn-Trassen und 15 neue Tramlinien sollen das MVV-Netz erweitern. Neben bereits beschlossenen U-Bahnstrecken existiert etwa die Idee, die U4 nach Osten bis Messestadt West zu verlängern. Das bestehende Netz soll durch Tangenten dezentralisiert werden. Dem Papier zufolge wäre eine U-Bahnverbindung von Moosach nach Pasing denkbar, an der künftig die verlängerte U5 halten soll. Ein Ausbau des S-Bahn-Nordrings würde das Neubaugebiet Bayernkaserne besser erschließen.

Viele Ideen also für die Stadt, die aber die Unterstützung der Bundesregierung benötigt. „Wir brauchen richtig viel Geld“, sagte Merk bei der Präsentation.

Konkreter wird es beim Thema autofreie Altstadt. Dazu gab es bereits im Juni vergangenen Jahres einen Grundsatzbeschluss. Das Konzept von Reiter und Merk setzt unter anderem auf höhere Parkgebühren, weniger Stellplätze und verkehrsberuhigte Zonen. Der frei werdende Platz soll Radlern, Fußgängern und dem öffentlichen Nahverkehr zugute kommen.

Allerdings: Komplett „autofrei“ im wörtlichen Sinne wird die Innenstadt nicht. Ebenfalls beschlossene Sache ist der per Bürgerbegehren geforderte durchgängige Altstadt-Radlring. Dieser soll schrittweise umgesetzt werden. Bis 2025 sollen die Forderungen weitestgehend realisiert sein. Das Konzept setzt zudem auf innovative Verkehrsmittel: Automatisiertes Fahren und eine Seilbahn über dem Frankfurter Ring werden untersucht.

In einem Statement hat sich der zweite Bürgermeister Manuel Pretzl zu dem Konzept geäußert: „Viele der heute vorgeschlagenen Maßnahmen sind bekannte Forderungen der CSU.“ Damit bezieht sich Pretzl unter anderem auf die Pendlerspuren. Auch die Rathaus-Grünen beanspruchen Ideen aus dem Konzept für sich, etwa die neuen Tramlinien und Tram-Tangenten.

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