Pastetten/Bad Reichenhall – Es ist ein kalter Herbstabend im November 2018, und im Landkreis Freising wird eine ältere Dame vermisst. Sechs Stunden lang suchen Einsatzkräfte nach der Frau, die nach einem Theaterbesuch nicht in ihr Seniorenheim zurückgekehrt ist. Ein Hubschrauber kreist am Himmel, aber fündig wird kurz nach Mitternacht ein Vierbeiner am Boden: Suchhund Fin spürt die Frau auf.
Fin gehörte mehrere Jahre zur Rettungshundestaffel Isar, mit seinem Frauchen Carmen Adam hat er in den vergangenen Jahren erfolgreich nach vermissten Personen gesucht. Schon bald wird der Border Collie aktives Mitglied der Feuerwehr Pastetten (Kreis Erding) sein. Dort wird gerade eine eigene Rettungshundestaffel aufgebaut.
Sechs fertig ausgebildete Hunde und sieben Hundeführer stehen der Feuerwehr theoretisch schon jetzt zur Verfügung, vier der Tiere haben die notwendige Prüfung bereits bestanden. Im Einsatz sind die sogenannten Mantrailer, englisch für Personensucher, aber noch nicht. „Am 1. Januar haben wir mit dem Aufbau unserer Staffel begonnen“, sagt Kommandant Peter Lex. „Die Hunde sind zwar bereit, ihre Hundeführer aber noch nicht.“ Denn laut Feuerwehr-Dienstvorschrift 2 müssen Rettungshundeführer im Feuerwehrdienst eine entsprechende Ausbildung vorweisen. „Wir hoffen, dass wir die Staffel in einem Jahr alarmierungsfähig haben.“
Dass die Pastettener Wehr eigene Suchhunde bekommt, war ein Glücksfall: Die ausgebildeten Tiere gehörten wie Fin zur Staffel Isar. Ein erster Versuch, die Staffel in die Feuerwehr aufzunehmen, scheiterte. „Dann haben einige Mitglieder vorgeschlagen, dass wir unsere eigene Staffel aufbauen.“ Der Bedarf nach Suchhunden ist groß – und in der Region laut Peter Lex bei Weitem nicht gedeckt. Der Aufbau der eigenen Rettungshundestaffel ist deshalb „eine einmalige Chance, weil wir erfahrene Tiere haben“. Der Kommandant sagt aber auch: „Wenn wir die Hunde nicht gehabt hätten, hätte ich einer eigenen Staffel nicht zugestimmt.“
In Bad Reichenhall entsteht derzeit ebenfalls eine Hundestaffel. Die Malteser Berchtesgadener Land haben sich an Gabriele Kurz gewandt und gefragt, ob die Hundetrainerin nicht eine Rettungshundestaffel aufbauen möchte. „Bis jetzt haben meine Hündin und ich Mantrailing als Hobby betrieben“, sagt sie. Die Ausbildung ist aufwendig: Mindestens drei Jahre dauert es, bis ein Hund einsatzfähig ist. Mantrailer müssen viel trainieren und werden regelmäßig geprüft.
Die gezielte Suche nach Personen funktioniert über den Geruchssinn des Hundes: „Wir präsentieren den Tieren den Geruch einer Person, die nicht in der Nähe ist“, erklärt Kurz. Dann laufen sie an der Leine los und folgen der Duftspur. Im Gegensatz zu Flächensuchhunden, die frei laufen und jede Person anzeigen, die sie finden, suchen Mantrailer gezielt nach einer Person. Geeignet ist dafür prinzipiell jeder Hund, sagt die Berchtesgadenerin. „Hunde sind für Nasenarbeit geboren.“ Um ein guter Suchhund zu sein, müsse das Tier aber verspielt sein und auch ein guter Esser – schließlich gibt es zur Belohnung Futter.
Der Aufbau der Staffel im Berchtesgadener Land geht gut voran: Im Dezember haben sie mit sechs Hunden die Eignungsprüfung absolviert. Drei Hunde wären so weit, dass sie die Einsatzprüfung laufen können, darunter ihre eigene Hündin Topsi, ein neun Jahre alter Bayerischer Gebirgsschweißhund. „Die Prüfung hat es in sich“, sagt Gabriele Kurz. „Die Tiere müssen eine versteckte Person finden und dabei eine zweieinhalb Kilometer lange Strecke präzise ablaufen.“
Die Prüfung können die Hunde allerdings erst absolvieren, wenn ihre Herrchen ihre Ausbildung bei den Maltesern hinter sich haben. Kurz: „Mein Ziel ist, dass wir Mitte des Jahres antreten.“ Damit die Tiere wie Rettungshund Fin bald nach echten Vermissten suchen können.