XXL-Kokain-Fund in Neu-Ulm

von Redaktion

VON LAURA FELBINGER

München – Ein Berg aus grünen Päckchen türmt sich im Foyer des Bayerischen Landeskriminalamts auf. Gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft Memmingen hat die Polizei dort gestern ihren Mega-Fund vom Wochenende präsentiert: 500 Kilo Kokain haben die Beamten in Neu-Ulm sichergestellt. Versteckt hatten die Täter das weiße Pulver in Bananenkisten. Polizeipräsident Robert Heimberger sprach von einem „erfolgreichen Schlag gegen den organisierten Rauschgifthandel“. Der Fund sei rund 20 Millionen Euro wert.

Am Freitag hatte ein Mitarbeiter eines Fruchtgroßhandels in Neu-Ulm bei einer Qualitätskontrolle verdächtige Päckchen in Bananenkartons gefunden und die Polizei verständigt. Die Ermittler kontrollierten daraufhin zwei Lastwagen, die aus dem niederländischen Vlissingen kamen – und fanden knapp eine halbe Tonne Kokain aus Südamerika. Um die Verbrecher zu erwischen, beschlagnahmte die Polizei das Rauschgift aber nicht gleich. „Wir haben vermutet, dass die Täter in die Reiferei einbrechen würden, um sich das Kokain zu holen“, erklärt der Kriminaloberrat Falk von Usslar. Spezialeinheiten observierten daraufhin das Anwesen rund um die Uhr. Samstagnacht, als die Mitarbeiter das Gebäude für eine längere Arbeitspause verlassen hatten, schlugen die Verbrecher zu.

Gegen Mitternacht brachen zunächst drei Männer das Tor der Reiferei auf und suchten nach den für sie interessanten Bananenkisten. Als die Männer fündig geworden waren, kamen vier weitere Personen mit Taschen hinzu. „Allzu eilig hatten sie es nicht“, resümiert von Usslar. Als die Gauner das Kokain nämlich aus der Halle brachten, trafen bereits die ersten Mitarbeiter zur Nachtschicht ein. Zu Fuß brachten die Männer die Taschen voller Kokain zu einem nahe gelegenen Feldweg. Dort wartete bereits ein Wagen für den Abtransport. Doch ehe die Gauner ihren Plan vollenden konnten, griff ein Spezialeinsatzkommando ein, stoppte das Fahrzeug der Kriminellen und nahm diese fest. Die Polizei ergriff fünf Albaner und einen Rumänen im Alter von 24 bis 39 Jahren. Der siebte Täter ist den Beamten entwischt und konnte auch trotz hohem Suchaufwand mit einem Hubschrauber bisher nicht gefunden werden. Die sechs Festgenommenen sitzen in Untersuchungshaft. Bisher hat sich keiner von ihnen geäußert. Wegen des schweren Vorwurfs „Bandenmäßiges Handelstreiben mit Betäubungsmittel“ droht ihnen eine Haftstrafe von fünf bis 15 Jahren.

Die Ermittlungen zum Hintergrund des Drogenschmuggels dauern noch an. Wie von Usslar gestern mitteilte, wurde in den vergangenen beiden Jahren auffallend viel Kokain in Bayern sichergestellt. Womöglich liege das an besonders guter Polizeiarbeit. Tatsache sei aber auch, dass sich die Anbauflächen in Südamerika in den vergangenen Jahren stark vergrößert hätten.

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