München – Die MVV-Tarifreform wurde jahrelang diskutiert und monatelang akribisch vorbereitet. Am Sonntag war es so weit – und prompt häufen sich die Nachfragen und auch Beschwerden. „Es ist halt wie immer: die Leute beschäftigen sich erst damit, wenn es wirklich konkret wird“, heißt es bei der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG).
Die Probleme sind vielschichtig. Eines davon: Bei der Umstellung lauern mitunter Kostenfallen – es gibt Fälle, in denen sich der Abo-Preis unnötigerweise drastisch erhöht. Dann haben MVG oder DB eine Zone dazugebucht, die der Kunde gar nicht benötigt.
So erging es Harald Krieger, 44. Der Sohn des Ehepaars Krieger in München arbeitet in einer Behindertenwerkstätte, fährt werktäglich mit der U5 von der Therese-Giehse-Allee nach Neuperlach Süd und von dort weiter mit dem Bus nach Putzbrunn (Birkenweg). Statt bisher 66,60 Euro sollte Harald Krieger künftig 88,90 Euro an die MVG zahlen. Sein Vater Max wandte sich an unsere Zeitung, er fand die Kostenerhöhung schlicht „dreist“. Doch siehe da: Die MVG hat zu viel berechnet.
Was war passiert? Die alte Fahrkarte von Harald Krieger war für die Ringe 3 bis 5 ausgestellt. Da die neue M-Zone ungefähr die alten Ringe 1 bis 4 umfasst, Ring 5 aber schon in Zone 1 liegt, stellte die MVG automatisch auf ein Abo „M plus 1“ um. Tatsächlich aber liegen die Haltestellen in einem Überlappungsbereich „M/1“ – was bedeutet, dass hier sowohl Fahrkarten gelten, die die Zone 1 umfassen, als auch Fahrkarten, die nur die M-Zone beinhalten.
Für Harald Krieger reicht tatsächlich also ein Abo für die M-Zone für monatlich 55,20 Euro – 33,70 Euro im Monat weniger als die MVG im Kostenbescheid berechnet hatte. MVV-Sprecherin Franziska Hartmann rät allen 345 000 Abonnenten von MVV-Tickets dringend, den Geltungsbereich des Abos zu überprüfen. „Die Umstellung erfolgte automatisch. Wir hätten sonst jeden einzelnen Fahrgast fragen müssen, von wo nach wo genau er fährt. Das war logistisch nicht möglich.“ Die Aufforderung, genau hinzuschauen, steht auch im Schreiben der MVG – im Kleingedruckten. Max Krieger hatte es zunächst nicht gesehen. „Im ersten Moment liest man nur den neuen Preis und ist erbost.“
Am Kundencenter der MVG im Zwischengeschoss des Hauptbahnhofs häufen sich die Nachfragen. Man muss eine Nummer ziehen – und dann warten. So erging es auch den Kriegers, die geduldig eineinhalb Stunden anstanden. „Nach uns warteten noch 173 weitere Personen“, berichteten sie gestern. Erschwerend kommt hinzu, dass die MVG noch nicht alle Fahrgäste über die Reform informiert hat. „Die letzten Schreiben gehen am Freitag raus“, versichert MVG-Sprecher Matthias Korte. Auch das verursacht Nachfragen. Korte berichtet auch über eine steigende Zahl von Fehlkäufen an den Automaten. Im Kundencenter kann das falsch gekaufte Ticket wieder umgetauscht werden – aber es dauert eben.
Ein anderes Problem entdeckte Stephan R. aus Kirchheim (Kreis München): Er hatte bisher die Ringe 3 bis 6 für seine Fahrten ab Heimstetten Richtung Stadtmitte abonniert. Die MVG stellte korrekterweise um auf die Zonen „M plus 1“, buchte aber gleich den Mehrbetrag für das bis Ende Juni laufende Abo ab: 46,50 Euro. Dabei war allen Abonnenten fest versprochen worden, dass Preiserhöhungen bis zur nächsten Fälligkeit „nicht nachberechnet“ werden. In der Tat liege ein Fehler vor, so die MVG-Pressestelle, die von „wenigen Einzelfällen“ spricht. „Selbstverständlich wird kurzfristig eine Rücküberweisung an alle diese Kunden veranlasst.“