Grainau – Keiner hat ihn stürzen sehen. Darum wird sich schwer klären lassen, warum ein 27-jähriger Münchner am Sonntag am Jubiläumsgrat ums Leben gekommen ist. Auch wann genau der erfahrene Bergsteiger verunglückte, lässt sich nicht gesichert sagen. „Der Notruf ging um 14.13 Uhr ein“, sagt Wilhelm Kraus, Bereitschaftsleiter der Bergwacht Grainau (Kreis Garmisch-Partenkirchen). „Aber es ist ziemlich wahrscheinlich, dass der Unfall bereits am späten Vormittag passiert ist.“
Der 27-Jährige hatte sich Sonntagmorgen mit seinem sieben Jahre älteren Begleiter vom Eibsee aus auf den Weg zur Zugspitze gemacht. Wegen der vielen Skifahrer standen sie an der Seilbahn an. Sie mussten eine Weile warten, bis sie gegen 9.45 Uhr zum Gipfel kamen. Von dort aus wollten sie den Jubiläumsgrat begehen, auf dem man über den Hochblassen weiter zur Alpspitze gehen kann.
Eine sehr anspruchsvolle Tour, wie Kraus sagt. „Die Verhältnisse waren am Sonntag winterlich, aber gut. Und die beiden Bergsteiger waren gut ausgerüstet.“ Für einen erfahrenen Alpinisten sei die Tour machbar, „auch wenn sie relativ lang und stellenweise stark ausgesetzt ist“. Auch Sicherungen mit Seilen gibt es nur bedingt.
Der 27-Jährige ging am Sonntag hinter seinem Begleiter. Die beiden hatten etwa ein Viertel des Weges gemeistert, der Ältere war bereits ein Stück vorausgegangen. Irgendwann bemerkte der 34-Jährige, dass der Jüngere nicht nachkam. „Er ist dann zurückgegangen und hat den Weg abgesucht“, sagt Kraus. Nach einiger Zeit entdeckte er seinen Kameraden am Höllentalferner, ein Gletscher unterhalb des Grates. Der junge Mann war rund 350 Meter in die Tiefe gestürzt. Der 34-Jährige, der ebenfalls aus München kommt, ging zurück zum Gipfel und setzte den Notruf ab. Mit dem Hubschrauber „Christoph Murnau“ flogen ein Retter der Bergwacht und ein Notarzt zur Unglücksstelle. Der Arzt konnte nur noch den Tod des 27-Jährigen feststellen. Der Leichnam wurde eine Stunde später per Seilwinde vom Polizeihubschrauber „Edelweiß“ geborgen.
Abstürze am Jubiläumsgrat kommen gerade wegen des Schwierigkeitsgrades nicht oft vor, sagt Wilhelm Kraus. „Etwa alle zwei Jahre haben wir da einen Einsatz.“ Der Grat ist ein Bereich, in dem man viel frei gehen müsse. Mangelnde Erfahrung war nicht der Grund für den Tod des Bergsteigers, meint Kraus. „Es war ein tragischer Unfall.“ KATHRIN BRACK