Grasbrunn – Jetzt ist bekannt, wer Adolf Hitlers Zylinder, seine Zigarrenbox, seine Briefe an Jugendfreund August Kubizek, Herrmann Görings Luxus-Ausgabe von „Mein Kampf“ sowie weitere Nazi-Devotionalien ersteigert hat: Der libanesische Geschäftsmann Abdallah Chatila hat bei der Versteigerung des Auktionshauses Hermann Historica (wir berichteten) in Grasbrunn (Landkreis München) für 600 000 Euro zehn der mehr als 800 angebotenen Nazi-Objekte erworben.
Der 45-Jährige lebt in Genf und erklärte gegenüber Schweizer Medien, dass er die Gegenstände ersteigert habe, damit sie nicht in die falschen Hände geraten oder für Neonazi-Propaganda genutzt werden. Zunächst hätte er sie zerstören wollen, sich letztlich aber dagegen entschieden, um die „Erinnerung am Leben zu erhalten“. Er will die Objekte der israelischen Stiftung Keren Hayesod überlassen. „Wir werden sie mit großer Sorgfalt behandeln und mit den relevanten Einrichtungen entscheiden, was mit ihnen zu tun ist“, sagte eine Sprecherin der Stiftung.
Die „European Jewish Association“ (EJA), ein Zusammenschluss jüdischer Organisationen, begrüßte das Handeln Abdallah Chatilas. Der EJA-Vorstand, Rabbiner Menachem Margolin, dankte in einem Brief dem Geschäftsmann für seine selbstlose Tat. Er habe der ganzen Welt ein nachahmenswertes Beispiel geliefert, als er sich in den „makaberen und widerlichen Handel von Nazi-Devotionalien“ eingemischt habe. Die EJA habe Chatila für Ende Januar nach Auschwitz eingeladen. Dort soll ihm eine Auszeichnung für seinen großen „Akt der Güte“ den hunderten jüdischen Gemeinden Europas gegenüber verliehen werden. cla/epd/lby