Riemerling – Jimmy Schulz, der Bundestagsabgeordnete der FDP aus Riemerling (Kreis München), ist tot. Der 51-Jährige erlag gestern seinem Krebsleiden.
Im November 2017 war bei Schulz ein bösartiger Tumor festgestellt worden. Die Diagnose: Bauchspeicheldrüsenkrebs. Vor einigen Monaten hatte der dreifache Vater bei einem Interview mit unserer Zeitung von seiner langen Krankheitsodyssee berichtet. Trotz Operation hatten ihm die Ärzte nicht mehr helfen können. Nach der Bildung von Metastasen musste er sich mit dem Gedanken an seinen nahenden Tod vertraut machen. „Man macht in dieser Situation Frieden mit sich, schreibt das Testament und Abschiedsbriefe an die Kinder“, berichtete Schulz damals. Bis zu seinem Tod blieb er aktiv. „Ich lebe und genieße jeden Tag“, sagte er noch im Sommer.
Aufgewachsen in einem hochpolitischen Elternhaus – der Vater Professor für Volkswirtschaft an der Bundeswehruniversität Neubiberg, die Mutter Ärztin für Neurologie und Psychotherapie in Ottobrunn – studierte Schulz politische Wissenschaften. Was ihn daneben schon immer faszinierte: Computer und Internet. Neben dem Studium arbeitete er bei Compuserve, wo er die Weiten und Möglichkeiten des Internets entdeckte. 1995 gründete er seine eigene Internetfirma. Zunehmend trieb ihn um, dass die Politik die neuen digitalen Möglichkeiten nicht verstand und mit Verboten und Überwachung reagierte. Als seine Firma an die Börse ging und er seinen Abschluss in der Tasche hatte, trat er der FDP bei. Nach der Kommunalwahl 2002 übernahm er im Gemeinderat von Hohenbrunn ein erstes politisches Mandat. Im gleichen Jahr wurde er in den Vorstand des FDP-Bezirksverbandes Oberbayern gewählt, im Jahr darauf zum Kreisvorsitzenden der FDP München-Land.
2009 zog er als FDP-Abgeordneter in den Bundestag ein. Im Oktober ernannte ihn die FDP Oberbayern zu ihrem Ehrenvorsitzenden. FDP-Chef Lindner bezeichnet Schulz, der Vorsitzender des Ausschusses Digitale Agenda des Bundestags war, als „Netzpolitiker der ersten Stunde“. Entschlossen habe er für Bürgerrechte gestritten und für die digitale Selbstbestimmung gekämpft. Gestern sagte Lindner: „Unsere Gedanken sind jetzt bei seiner Frau, seinen Kindern und seinen Freunden. Jimmy Schulz wird uns sehr fehlen.“ Auch Daniel Föst, der Landesvorsitzende der Bayern-FDP, reagierte bestürzt. Schulz sei immer eine Kämpfernatur gewesen. „Die Offenheit, mit der er mit seiner Krankheit umgegangen ist, hat anderen Kraft gegeben.“ DORIS RICHTER