Der Bankräuber mit der Spielzeugpistole

von Redaktion

Als Cowboy verkleidet hat ein 61-jähriger Maurer vor vier Jahren eine Bank in Fahrenzhausen überfallen. Mit der Beute setzte er sich in die USA ab, wurde aber geschnappt. Gestern saß er auf der Anklagebank – und bezeichnete seine Tat als „idiotischen Einfall“.

Landshut – Er kam gerade aus der Westernstadt Pullman City im Bayerischen Wald. Der Spielzeug-Revolver und der Cowboy-Hut lagen auf dem Beifahrersitz seines Autos. „Da bekam ich diesen idotischen Einfall, zog mir den Hut über und schnappte mir die Spielzeugwaffe“ – so schilderte es der 61-jährige Maurer Thomas T. gestern vor dem Landgericht Landshut. Als Cowboy verkleidet hatte er im Januar 2015 die Sparkasse Fahrenzhausen (Kreis Freising) überfallen. Mit seiner Beute, 36 800 Euro, setzte er sich in die USA ab.

„Das hatte mit Wildwest-Romantik gar nichts zu tun“, donnerte Staatsanwalt Achim Kinsky gestern. Kleinlaut gab ihm Thomas T. Recht: „Da habe ich wohl als Kind zu viele Western gesehen.“ Er habe durch sein hohes Punkte-Konto Führerschein und Job als Fahrzeug-Überführer verloren, stand beim Finanzamt in der Kreide. „Ich dachte, mit der Nummer komme ich in Bayern eh nicht durch – doch als ich aus der Bank kam, war da keiner.“

In der Bank hingegen ließ T. jedoch zwei traumatisierte Mitarbeiterinnen zurück. „Wir hatten uns noch über seinen Aufzug lustig gemacht“, sagte Bankkauffrau Christina R. aus. „Dann zog er die Waffe und sagte: Sie brauchen gar nicht erst den Alarm-Knopf zu drücken. Da wusste ich, dass es kein Scherz ist.“ Die 24-Jährige kann bis heute nicht mehr hinter dem Bankschalter stehen.

Thomas T. indes bezog mit seiner Beute und einem Gspusi erst mal die Hochzeitssuite in einem Pfaffenhofener Hotel und setzte sich 14 Tage später nach Kalifornien ab. „Da war es warm, da fand ich Arbeit“, sagte er gestern aus. Lediglich 8000 Euro will er aus der Beute mit in die USA genommen haben, um sich einen Van, Kleidung und Werkzeug zu kaufen. Richter Theo Ziegler wollte ihm das nicht glauben: „Haben Sie den Rest vergraben?“, fragte er. T. bestritt das vehement.

Durch die Öffentlichkeitsfahndung mit den markanten Fotos der Überwachungskamera in der Bank war die Kripo T. schnell auf die Spur gekommen. Zudem hatte er noch einige Tank-Betrügereien begangen. Doch als das SEK zur Razzia anrückte, war er schon abgeflogen. In Joshua Tree, Drehort vieler US-Western, schnappten ihn dann Fahnder des lokalen Sheriff-Büros Anfang April dieses Jahres.

Über die vier Monate Haft jammerte er: „Ich saß mit 48 Mann in einer Zelle, kein Tageslicht, jeden Abend wurde einer verdroschen.“ Gestern im Gerichtssaal entschuldigte er sich aber bei den Bankmitarbeitern. „Ich habe mich selber nicht wohl gefühlt dabei, mir fiel aber an dem Tag einfach nichts Besseres ein.“

Richter Ziegler fällte ein relativ mildes Urteil. T. muss viereinhalb Jahre ins Gefängnis, die vier Monate in der US-Auslieferungshaft werden ihm angerechnet. Nach seiner Haftentlassung will Thomas T. statt Cowboy nur noch Opa für seinen Enkel spielen, kündigte er an.

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