Peggys Familie wurde von Ermittlern jahrelang abgehört

von Redaktion

Bayreuth – Seit 18 Jahren lebt Susanne Knobloch einen Albtraum: Ihre Tochter Peggy verschwand vor 18 Jahren im oberfränkischen Lichtenberg. Erst vor drei Jahren wurde die Leiche des neunjährigen Mädchens gefunden – doch ihr Mörder ist bis heute nicht verurteilt.

Peggys 47-jährige Mutter erfuhr nicht nur Mitgefühl, sondern auch Hass und Hetze. Sie wurde zeitweise selbst verdächtigt, ihr Kind an einen Kinderporno-Ring in Tschechien verkauft zu haben. Seit ein Pilzsammler Peggys sterbliche Überreste in einem Waldstück bei Thüringen gefunden hatte, ist der 42-jährige Bestatter Manuel S. ins Visier der Ermittler gerückt. Doch nun muss Peggys Mutter einen neuen Schlag verdauen: Wie nun herauskam, hatten die Ermittler über Jahre ihr Telefon angezapft und intimste Gespräche mitgehört. Sogar Peggys heute 22-jährige Schwester Jasmin, die damals erst vier Jahre alt war, wurde abgehört.

Nach Informationen unserer Zeitung gestattete ein Richter zunächst vom 16. Juli 2013 bis 31. Juli 2014 die umfassenden Telekommunikations-Überwachung für Mutter und Tochter, die inzwischen wieder in ihrer Heimat Halle an der Saale leben. Damals liefen noch Ermittlungen gegen den pädophilen Halbbruder von Knoblochs Nachbarn in Lichtenberg. 2015 kam ein Schreiben der Staatsanwaltschaft Bayreuth, das über die Vernichtung der abgehörten Telefonate informierte. Doch dann begann ein Ermittlungsverfahren gegen unbekannt und Jasmins Gespräche mit verfahrensrelevanten Personen wurden erneut mitgeschnitten. Die Information darüber erreichte Jasmin erst vergangenen Freitag.

Bayreuths Leitender Oberstaatsanwalt Martin Dippold bestätigte: „Telekommunikationsüberwachungsmaßnahmen haben in Einzelfällen stattgefunden. Grundlage hierfür war ein richterlicher Beschluss.“ Wenig tröstlich für Peggys Mama, die bereits 2014 vom Chef-Ermittler Klaus Müller aus dem Kreis der Verdächtigen endgültig ausgeschlossen worden war. „Für die Überwachung meiner Familie wurde viel Zeit verschwendet, doch nach 18 Jahren Hölle gibt es noch immer keine Gerechtigkeit“, sagte sie gegenüber unserer Zeitung.

Kein Verständnis hat sie aber dafür, dass auch ihre Hallenser Nachbarn ins Visier der Ermittler gerieten und überwacht wurden. Susanne Knobloch hofft nun auf eine Anklage gegen Manuel S., der im September vergangenen Jahres die Leichenbeseitigung Peggys gestanden und viel Täter-Wissen offenbart hatte. Nach Informationen unserer Zeitung arbeitet die Soko Peggy III im Moment am Abschlussbericht. Danach will die Staatsanwaltschaft Bayreuth über eine Anklageerhebung entscheiden. Und Susanne Knobloch kann vielleicht endlich ihre Tochter beerdigen, deren unvollständige Leiche noch immer in der Rechtsmedizin Jena aufbewahrt wird.  jövo

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