Die vielen Gesichter der Integration

von Redaktion

Wenn es um Integration geht, gibt es in Bayern viele Erfolgsgeschichten, die erzählt werden könnten. Fünf Initiativen sind nun für ihr Engagement ausgezeichnet worden. Sie versuchen auf sehr unterschiedliche Weise, neuen Mitbürgern beim Ankommen zu helfen. Doch eines haben sie alle gemeinsam.

VON KATRIN WOITSCH

München – Ulli Dietrich erinnert sich noch gut daran, wie sie bei einem Campingplatz nach dem anderen abgeblitzt ist. Sobald sie die Jugendgruppe anmelden wollte, zu der viele Kinder mit Migrationshintergrund oder mit Behinderungen gehören, bekam sie eine Absage. Bis sie nur noch eine Jugendgruppe ankündigte. „Als die Kinder aus dem Bus stiegen, wurden wir erst mal mit großen Augen angeschaut“, erinnert sie sich. Doch als die Gruppe nach einer Woche wieder abreiste, verabschiedeten sich die Campingplatz-Betreiber herzlich. Die Jugendlichen seien dort jederzeit wieder willkommen. Dieses Erlebnis ist repräsentativ, findet Dietrich. „Wir alle haben Bilder im Kopf, die wir mit Erfahrungen verbinden. Aber wenn wir Menschen mit ganz fremden Lebenswelten kennenlernen, fällt uns der Zugang schwerer.“ Dietrich und ihr Team möchten das ändern – und es gelingt ihnen hervorragend.

Dafür haben sie das Projekt „Gipfelstürmer“ gegründet. Jugendliche aus Bayern entwickeln mit jungen Geflüchteten gemeinsam sportliche Angebote – zum Beispiel Klettergruppen. Dabei entstehe mehr als Begegnungsräume, betont Dietrich. „Beim Klettern muss man gegenseitig aufeinander achten, man muss sich vertrauen können.“ Und geflüchtete Jugendlichen lernen ihre neue Heimat kennen, die deutschen Jugendlichen lernen dabei, wie bereichernd Vielfalt ist.

Das Projekt Gipfelstürmer aus München ist eine von fünf Initiativen, die von der Regierung von Oberbayern den diesjährigen Integrationspreis und damit ein Preisgeld von 1000 Euro verliehen bekommen haben. Die Projekte könnten unterschiedlicher nicht sein: Das Theaterprojekt der Mittelschule Maisach (Kreis Fürstenfeldbruck) hat 50 Achtklässler aus 18 Nationen für ein Stück auf die Bühne gebracht – acht von ihnen sprachen anfangs kein Wort Deutsch. Und trotzdem wurde die Aufführung ein großer Erfolg. Die Rosenheimer Künstlerin Franziska Eslami organisiert in einer Flüchtlingsunterkunft für Kinder einmal wöchentlich Kunstunterricht. Dabei ist sogar eine Ausstellung entstanden, die noch bis 10. Januar bei der Regierung von Oberbayern zu sehen sein wird. Eine Initiative in Puchheim (Kreis Fürstenfeldbruck) begleitet Mittelschüler von der Berufsorientierung über die erste Begegnung mit Betrieben bis hin zum Praktikum – und baut damit vor allem den Schülern mit Migrationshintergrund eine Brücke ins Berufsleben. Und eine Eltern-Kind-Initiative in München betreut seit einem Jahr verstärkt Kinder mit Migrationshintergrund, deren Eltern werden im Verein aufgenommen.

Innenminister Joachim Herrmann (CSU) freut sich über die vielen Erfolgsgeschichten. „Wie wir Menschen, die einige Zeit oder dauerhaft bei uns bleiben, in unser Land integrieren, ist ausschlaggebend für das Bayern von morgen und den sozialen Frieden“, betonte er. Die Regierungspräsidentin Maria Els freute sich über die 42 sehr unterschiedlichen Bewerbungen. Die Initiativen haben aber alle etwas gemeinsam, betonte sie: Kreativität, Energie und Ausdauer. „Ich hoffe, dass das auch anderen Mut macht für neue Ideen“, sagte sie. „Jede Idee wird gebraucht.“

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