München – Die gute Nachricht will der Kultusminister als allererstes loswerden: „Die Unterrichtsversorgung ist gesichert.“ Wenn am Dienstag in Bayern ziemlich genau 1 649 000 Schüler ins neue Schuljahr starten, dann, so Michael Piazolo (FW), wird auch vor jeder Klasse ein Lehrer stehen. Er widerspricht damit der Darstellung, es gebe in den bayerischen Schulen einen akuten Personalmangel. „Da entsteht ein falscher Eindruck“, sagt Piazolo. Mit 1000 zusätzlichen Stellen soll die Bildungsqualität weiter verbessert und die Zahl der ausgefallenen Unterrichtsstunden reduziert werden. Insgesamt habe der Freistaat 5200 Lehrer neu eingestellt, der Großteil davon wird für pensionierte oder weggezogene Kollegen nachrücken.
Die Gesamtschülerzahl bleibt im Vergleich zum Vorjahr nahezu konstant, auch die Zahl der Erstklässler (wieder rund 115 000). In den kommenden Jahren werden die Schülerzahlen aber wohl ansteigen. Deshalb will Piazolo gerade für den Grund- und Mittelschulbereich, wo nach wie vor viele Lehrer gesucht werden, um Nachwuchs werben. Mit Familienfreundlichkeit und einer sicheren Arbeitsstelle will der Kultusminister dabei punkten.
Für das neue Schuljahr stellt er zudem eine Digital-Offensive in Aussicht. So wird etwa an Mittel- und Förderschulen das Fach Informatik eingeführt mit je einer Stunde pro Woche in allen Jahrgangsstufen. Zudem will Piazolo Unterrichtsprojekte zum Thema Umweltbildung stärker fördern. „Die Schüler sollen auch an außerschulischen Lernorten für dieses Thema sensibilisiert werden. Zum Beispiel bei einem Besuch auf dem Bauernhof.“ Mit jeweils 100 zusätzlichen Stellen für die Inklusion und die Förderschulen soll mehr Rücksicht auf die individuelle Förderung der Schüler genommen werden.
Der SPD geht das nicht weit genug. Mit der Einstellung von mehr Lehrkräften in diesem Bereich sei es nicht getan, sagt die bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Simone Strohmayer. „Wir brauchen vor allen Dingen mehr Schulpsychologen, die auch die Zeit bekommen sollten, sich regelmäßig und intensiv mit den Lehrkräften auszutauschen.“ Auch die Grünen üben Kritik am Kultusministerium. Die schulpolitische Sprecherin Anna Toman sagt, die Realität bei der Unterrichtsversorgung sehe anders aus als von Piazolo dargestellt. Wenn die Zahl neu ausgebildeter Grundschullehrer in den kommenden Jahren nicht deutlich steige, würden in den nächsten Jahren tausende Lehrer fehlen. „Der Lehrkräftemangel muss Thema Nummer 1 sein“, fordert Toman. Auch BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann sagt, die Lehrerversorgung sei „auf Kante genäht“. Das Kultusministerium fahre nur das absolut notwendige Pflichtprogramm.
Neben den Lehrerstellen dürfte Piazolo auch in diesem Schuljahr die Fridays-for-Future-Bewegung beschäftigen. „Ich begrüße, dass sich Schüler politisch engagieren“, sagt der Minister dazu. Aber die Klimademos dürften auch im neuen Schuljahr nicht während der Unterrichtszeit stattfinden. „Grund für den Protest während der Schulzeit war ja auch, Aufmerksamkeit zu generieren. Das ist gelungen, jeder spricht darüber“, bilanziert Piazolo. „Insofern sehe ich keine Notwendigkeit mehr für Streiks während der Unterrichtszeit.“ Und mit einem Lächeln fügt er hinzu: „Es ist auch freitags schön in der Schule.“