Ein Sensationsfund zum Jubiläum

von Redaktion

Im Schloss Neuschwanstein gibt es gleich zwei Gründe zum Feiern: Zum einen ist es 150 Jahre her, dass der Grundstein für den Prachtbau gelegt wurde. Zum anderen haben Experten dort eine sensationelle neue Entdeckung gemacht.

VON CLAUDIA SCHURI

Schwangau – Königlich war die Grundsteinlegung von Schloss Neuschwanstein wahrlich nicht: König Ludwig II. war gar nicht gekommen, stattdessen waren nur der Bauleiter, ein Hofsekretär und zwei weitere Beamte vor Ort. „Es war ein reiner Verwaltungsakt“, erklärt Museumsreferent Uwe Gerd Schatz. „Großes Aufheben hat niemand gemacht.“

In diesem Jahr ist das anders: Am 5. September jährt sich die Grundsteinlegung zum 150. Mal. Ein standesgemäßer Festakt fand bereits statt: Finanz- und Heimatminister Albert Füracker (CSU) sowie viele Persönlichkeiten aus Politik und Kultur haben daran teilgenommen und Bläser vom Musikverein Denklingen (Kreis Landsberg am Lech) schmetterten ihre Märsche. Denn zu feiern gab es nicht nur das Jubiläum, sondern auch, dass die exakte Lage des Grundsteins entdeckt wurde. „Es ist eine kleine historische Sensation“, sagt Schatz.

Der Ziegelstein sieht unscheinbar aus, er ist einer von vielen an einer großen Mauer im Ritterbad. Nur wer ganz genau hinsieht, bemerkt, dass dort ein Datum eingeritzt ist: der 5. September 1869. Historische Baupläne gaben zwar einen Anhaltspunkt, wo sich der Stein ungefähr befindet. Um den genauen Platz herauszufinden, musste aber ein Sprengkommando des Landeskriminalamts ran. Die Beamten setzten auf moderne elektromagnetische Technik – und auf ihre Kletterkünste. „Zwei Kletterer haben sich außen durch das Fenster abgeseilt“, berichtet Schatz. „Und so den Stein gefunden.“

Dahinter verbirgt sich eine Messing-Kapsel, in der alten Dokumenten zufolge ein Bauplan, Gold- und Silbermünzen, Porträts von König Ludwig sowie die Grundsteinurkunde sind. Freigelegt wird die Kiste jedoch nicht – aus Denkmalschutzgründen bleibt der Grundstein in der Mauer.

Der Freistaat legt Wert darauf, das Schloss zu erhalten: „Neuschwanstein ist ein Publikumsmagnet für den bayerischen Tourismus. Es soll noch Jahrhunderte bestehen“, betonte Minister Albert Füracker bei seiner Ansprache im Sängersaal. Die Hälfte des Saales ist gerade eingerüstet, in der anderen Hälfte erstrahlen die Wandgemälde schon wieder in neuem Glanz. Denn derzeit gibt es im Schloss umfangreiche Sanierungsarbeiten. „Ziel ist eine dauerhafte Konservierung der historischen Ausstattung und Bausubstanz“, erklärt Füracker.

20,14 Millionen Euro kosten die Renovierungen, sie dauern voraussichtlich bis 2021. Alle Arbeiten werden im laufenden Betrieb erledigt, um eine komplette Schließung von Neuschwanstein zu vermeiden. „Bisher haben wir noch keine Beschwerden bekommen“, sagt Uwe Gerd Schatz. „Viele Besucher interessieren sich sogar für die Baustelle und fotografieren sie.“

„Es muss eben einmal sein“, findet auch Stephanie Hölzle aus Augsburg. Die 51-Jährige ist mit ihrer 17-jährigen Tochter Sarah nach Neuschwanstein gekommen. Sie hat schon immer Wert darauf gelegt, ihren Kindern die bayerische Geschichte näher zubringen, sagt sie. Und inzwischen ist Sarah Hölzle selbst ein großer Schlösser-Fan. „Ich interessiere mich für das Thema Königreiche. Besonders gut gefallen mir die großen prunkvollen Säle.“

Am Eingang von Neuschwanstein tummeln sich Touristen aus aller Welt, Mina (29) und Takanobu (31) Ito zum Beispiel sind aus Japan angereist. Drei Tage sind die beiden in Deutschland, auf ihrem Programm stehen Frankfurt, Rothenburg ob der Tauber – und Neuschwanstein. „Es ist wirklich schön“, findet Mina Ito. Das Schloss erinnert sie an Cinderellas Disney-Schloss: „Darum wollte ich dort unbedingt hin.“

Bis zu 7000 Besucher kommen täglich nach Neuschwanstein, jährlich sind es 1,5 Millionen und insgesamt haben schon 69 Millionen Menschen das Schloss besichtigt. Auf der nahe gelegenen Marienbrücke wird es eng bei all den Menschen, die vor schöner Aussicht mit Schloss im Hintergrund ein Selfie machen wollen. Die Landschaft rund um Neuschwanstein ist eben beeindruckend. Bei dem Festakt versammelten sich die Ehrengäste auch auf dem Schlossbalkon. Von dort aus überblickt man die gesamte Gegend. „Es gibt nichts Schöneres im ganzen Allgäu“, sagt ein Besucher. Ein anderer widerspricht: „Sagen Sie eher weltweit.“

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