Zu viel Müll an Bayerns Badeseen

von Redaktion

Umgeworfene Toiletten und jede Menge Müll: An Oberbayerns Badeseen kämpfen die Wasserwachten nicht mehr nur um Leben, sondern auch gegen die Hinterlassenschaften der Badegäste. Die werden immer sorgloser mit ihrem Müll.

VON ANDREAS STEPPAN, KATRIN RAGER UND KATHRIN BRACK

Walchensee/Grafrath – Auf der Hundetoilette stapeln sich Eisbecher, Flaschen und Tüten voller Müll. In der mobilen Toilette hat jemand einen Einweggrill entsorgt, andere haben die Toilette bis zum Rand mit ihrem Müll befüllt. Was nicht hineinpasste, landete auf dem Boden davor. Die Bilder, die die Wasserwacht Walchensee (Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen) am vergangenen Wochenende auf ihre Facebook-Seite gestellt hat, sind der neue Alltag der ehrenamtlichen Helfer. „Der Müll wird überall in die Büsche geschmissen“, sagt Wasserwacht-Chef Alois Grünwald. Selbst das Gelände der Station sei vor den Badegästen nicht sicher. Einige verrichten hier ihr großes Geschäft, berichtet Grünwald.

Für die Wasserwacht bedeuten Müllberge zusätzliche Arbeit. Und die Helfer am Walchensee sind mit ihrer Situation nicht allein. „Die Leute werden immer argloser mit ihrem Müll“, sagt Birgit Moosbauer. „Die sagen sich: Wird schon einer wegräumen.“ Bei der Vorsitzenden der Wasserwacht Oberbayern häufen sich die Berichte über Eskapaden an den Seen. „Aber auch die Betreiber von Freibädern klagen darüber, dass die Leute ihren Müll einfach zurücklassen.“

Die Wasserwachten seien dem Naturschutz ebenso verpflichtet wie der Sicherheit der Badegäste – also räumen sie notgedrungen die Hinterlassenschaften weg. „Für uns geht es darum, dass sich niemand verletzt“, sagt Moosbauer. Auf den Wiesen liegen Glasscherben, heiße Kohle und scharfkantige Gegenstände wie zerbrochene Plastikbecher. „Wenn man da reinsteigt, gibt das unschöne Verletzungen.“ Die Zeit, die die Ehrenamtlichen zum Aufräumen von Liegewiesen brauchen, geht von den eigentlichen Aufgaben ab. „Oder sie räumen nach Dienstende auf.“

Schlimm seien auch die Meldungen, dass Einsatzstellen vermüllt werden. „Das ist doppelt fatal und nicht nur ein ästhetisches Problem. Müll sorgt für Verletzungen bei unseren Ehrenamtlichen und für kaputte Geräte, die dann beim Einsatz nicht mehr zur Verfügung stehen.“

Auch der Karlsfelder See (Kreis Dachau) gilt vielen als Ort der Entspannung. Der Blick auf die Liegewiesen ist nach heißen Sommertagen aber alles andere als entspannend. Neben Müll und Dreck sorgt vor allem mutwillige Zerstörung für Ärger. Die neueste Form des Vandalismus: das Umwerfen von Dixi-Klos. Die wiederum hatte das Landratsamt aufstellen müssen, weil die WC-Anlagen derartig beschädigt wurden, dass man sie sperren musste.

Ein Ordnungsdienst läuft seit 2018 verstärkt Streife. Wer beim wilden Grillen oder beim Randalieren erwischt wird, wird angezeigt. „Im Normalfall werden die Toilettenanlagen, Bänke, Müllbehälter, Spielgeräte an den Spielplätzen und Schilder zerstört. Das gibt es seit mehreren Jahren verstärkt, die Täter konnten bis dato noch nicht ermittelt werden“, sagt Peter Selmeier vom Landratsamt Dachau.

Am Walchensee bricht derweil die Feuerwehr zu nächtlichen Kontrolltouren auf. Notgedrungen, denn es gibt noch nicht genügend Ranger. Dabei geht es weniger um Müll als um die Einhaltung des Nachtparkverbotes, das am See herrscht. Außerdem überprüfen sie, dass keine verbotenen Feuer brennen. Auch das sind zusätzliche Aufgaben, die Ehrenamtliche übernehmen.

Dabei wäre die Lösung einfach: „Würden sich die Leute um den Müll kümmern und an die Regeln halten, gäbe es keine Probleme“, sagt Birgit Moosbauer. Sie appelliert deshalb an die Vernunft der Badegäste. „Sie sind ja mutmaßlich an einem Ort, den Sie schön finden. Dann schauen Sie sich doch vor dem Heimgehen noch einmal um – und sorgen dafür, dass dieser Ort schön bleibt.“

Artikel 16 von 19