Mindestens vier neue Landräte in Oberbayern

von Redaktion

In vier oberbayerischen Landratsämtern wird es im März 2020 sicher einen Wechsel geben, weil die Amtsinhaber nicht mehr kandidieren. In einigen anderen Kreisen könnte es wegen der Gegenkandidaten spannend werden. Einige Herausforderer setzen alles auf eine Karte.

Olaf von Löwis hat lange mit sich gerungen. Schon Weihnachten notierte er sich mit seiner Frau auf einem Flipchart im Wohnzimmer Vor- und Nachteile einer Kandidatur als Landrat in Miesbach. Letztendlich fiel seine Entscheidung, den Grünen-Landrat Wolfgang Rzehak herauszufordern, vor allem aus einem Grund: „Ich habe eine Riesenlust, das zu machen“, sagt der 64-Jährige. Für ihn bedeutet die Kandidatur auf den Landratsposten, dass er auf eine neue Amtszeit im Rathaus in Holzkirchen verzichtet. Seit 2014 ist der CSU-Mann Löwis dort Bürgermeister, außerdem ist er Bürgermeistersprecher und seit 2018 auch Bezirksrat. Sollte er gegen Rzehak gewinnen, wird er aufgrund seines Alters nur für eine Amtszeit Landrat sein können. Doch das findet er eher charmant, sagt er. „Es bietet eine gewisse Unabhängigkeit, nicht auf eine Wiederwahl schielen zu müssen.“

Wolfgang Rzehak geht davon aus, dass es ein spannender Wahlkampf wird. 2014 sei es ein kleines Wunder gewesen, dass die Grünen den Landratsposten erobert haben. Der 51-jährige Diplom-Verwaltungswirt und zweifache Familienvater aus Gmund hatte bei der Wahl 2014 davon profitiert, dass der Amtsinhaber Jakob Kreidl (CSU) durch die Miesbacher Sparkassen-Affäre schwer in der Kritik stand. „Das wurmt die CSU bis heute total, dass sie in der ehemals schwarzen Hochburg verloren haben“, sagt Rzehak. Für ihn war schnell klar, dass er für eine weitere Amtszeit kandidieren will. „Diese Zeit braucht man einfach, um als Landrat Projekte umzusetzen.“ Rzehak ist optimistisch, dass er noch einmal eine Mehrheit bekommen könnte. „Ich denke, ich habe gezeigt, dass ich’s kann“, sagt er. Eine „gmahte Wiesn“ sei die Wahl aber sicher nicht, ergänzt er. „Ich werde um jede Stimme kämpfen.“

Im Landkreis Erding bekommt der Amtsinhaber Martin Bayerstorfer (CSU) heftig Gegenwind. Auch hier setzt ein langjähriger Bürgermeister alles auf eine Karte: Hans Schreiner aus Bockhorn kandidiert für den Chef-Sessel im Landratsamt. Hinter dem 62-Jährigen steht nicht nur seine eigene Partei, die Freien Wähler – auch SPD und Grüne unterstützen ihn. Sie wollen unbedingt einen Wechsel und einen neuen Politikstil, wie die Grünen-Fraktionssprecherin Helga Stieglmeier betont. Dafür stellen SPD und Grüne eigene Interessen auf den Posten zurück. Gemeinsam seien die Chancen größer. Der Wahlkampf wird spannend werden.

In vier Landkreisen wird es im März sicher einen Wechsel im Landratsamt geben. Schweren Herzens gibt in Rosenheim Landrat Wolfgang Berthaler (CSU) sein Amt ab. Er war vergangenes Jahr im Sommer in seinem Büro schwer gestürzt und kämpft seitdem mit den Folgen des Unfalls. „Wäre meine Krankheit nicht, hätte mich das Amt schon noch mal gejuckt“, sagte der 63-Jährige vor drei Monaten bei einem Gespräch in der Reha-Klinik. Für seine Nachfolge kandidiert nun der 48-jährige CSU-Landtagsabgeordnete Otto Lederer. Der ehemalige Lehrer ist im Landtag für Schulpolitik zuständig. Sollte Lederer tatsächlich Landrat werden, könnte der ehemalige Kultusminister Ludwig Spaenle für ihn in den Landtag nachrücken. Lederer hat bisher zwei Gegenkandidaten: den Stephanskirchner Bürgermeister Rainer Auer (ÜWG) und den aus Halfing stammenden Bezirksrat Sepp Hofer (Freie Wähler).

Der Landrat Karl Roth (CSU) aus Starnberg hat lange überlegt, ob er nach zwei Wahlperioden für eine weitere Amtszeit kandidieren soll. Anfang des Jahres entschied sich der 65-Jährige dagegen. Er wolle die Aufgabe künftig in jüngere Hände legen, sagte er. Er wäre am Ende einer weiteren Amtszeit fast 72. Der Kampf um Roths Nachfolge könnte äußerst spannend werden. Für die CSU geht Stefan Frey ins Rennen. Der 44-Jährige ist Stadtrat in Starnberg und Sohn des Altlandrats und Roth-Vorgängers Heinrich Frey. Frey gilt als Favorit, bekommt es aber mit einem politischen Schwergewicht zu tun. Für die Grünen kandidiert nämlich seine Stadtrats-Kollegin Martina Neubauer. Die Grünen sind im Landkreis stark, Neubauer hatte bei der Bezirkstagswahl 2018 nur ganz knapp das Direktmandat verpasst. Außerdem gibt es drei weitere Kandidaten: Christiane Kern (SPD), Matthias Vilsmayer (FW) und Cedric Muth (FDP).

Zwei weitere Landräte aus Oberbayern hören aus Altersgründen auf. In Freising geht Josef Hauner (CSU) nach einer Amtszeit mit 68 Jahren in den Ruhestand. Die CSU hält sich noch bedeckt, wen sie als Nachfolger ins Rennen schickt. Als mögliche Kandidatin wurde die Langenbacher Bürgermeisterin Susanne Hoyer (parteifrei) gehandelt, sie hat sich inzwischen aber für ihre Gemeinde entschieden. Kandidieren werden Birgit Mooser-Niefanger (Freisinger Mitte), Helmut Petz (Freie Wähler) und Robert Wäger (Grüne).

In Mühldorf darf Georg Huber (CSU) mit 69 Jahren aus Altersgründen nicht mehr antreten. Bisher sind zwei Kandidaten bekannt, die um den Posten kämpfen: der Leiter des Berufsschulzentrums, Maximilian Heimerl, für die CSU und der Waldkraiburger Unternehmer Ulli Maier für die UWG.

Einen spannenden Gegenkandidaten bekommt Josef Niedermaier (Freie Wähler), Landrat in Bad Tölz-Wolfratshausen. Anton Demmel, Bürgermeister in Königsdorf, wird gegen ihn antreten. Demmel ist CSU-Politiker, war aber bis vor Kurzem noch Freier Wähler wie Niedermaier. Auch Landrat Anton Speer (Freie Wähler) in Garmisch-Partenkirchen bekommt Konkurrenz. Die CSU schickt den 30-jährigen Kreisvorsitzenden der Jungen Union, Florian Lempert, ins Rennen, um den Landratsposten zurückzuerobern. Der 61-jährige Speer scheint aber felsenfest auf seinem Stuhl zu sitzen – grobe Schnitzer sucht man bei ihm vergeblich.

Ähnlich sicher fühlen dürften sich die CSU-Landräte Christoph Göbel im Kreis München und Thomas Karmasin in Fürstenfeldbruck (2014 musste er trotz sechs Gegenkandidaten nicht mal in die Stichwahl). Auch die Wiederwahl der CSU-Landräte Robert Niedergesäß aus Ebersberg und Stefan Löwl (CSU) aus Dachau gilt als sicher. Andrea Jochner-Weiß aus Weilheim-Schongau wird sich ebenfalls wieder zur Wahl stellen.  kwo/sh/ham/tt/ps

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