München – Soziale Arbeit mit gesellschaftspolitischen Zielen zu verknüpfen, darin ist der Caritasverband in der Erzdiözese München und Freising ein Vorreiter. Eines der innovativen Projekte hat sich in Pfaffing (Kreis Rosenheim) bewährt. Hier lernen Langzeitarbeitslose, wie sie Nahrungsmittel verarbeiten, die wegen des abgelaufenen Haltbarkeitsdatums im Handel nicht mehr verkauft werden dürfen. Die Speisen werden dann in einem Imbisswagen angeboten. So gelingt den Arbeitslosen ein Wiedereinstieg in die Arbeitswelt, gleichzeitig werden wertvolle Lebensmittel gerettet. Eines der Projekte, die Caritas-Vorstand Gabriele Stark-Angermeier jetzt in München vorgestellt hat.
Auch die Bedürfnisse der alten Menschen in seinen zahlreichen Pflegeeinrichtungen nimmt der Verband immer stärker in den Blick: Wenn ein Pflegeheim-Bewohner zum Beispiel nur einmal pro Woche eine Rasur möchte, gehe das in Ordnung. Will eine Bewohnerin erst um 11 Uhr frühstücken, darf sie auch das. Um die Arbeit auch für die 9000 Mitarbeiter in den 350 Einrichtungen zu erleichtern, wird bei der Caritas auch die Digitalisierung vorangetrieben: Alle Angebote des Verbands sollen zeitnah digital erreichbar und buchbar sein, sagte Caritasdirektor Georg Falterbaum. So solle ein Robotik-Assistenzsystem bald Pfleger entlasten.
Nicht zufrieden ist Falterbaum indes mit der Politik. Er warf Ministerpräsident Markus Söder (CSU) vor, seine Versprechen nicht zu halten. „Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich die Söder-Regierung mit vielen millionenschweren Ankündigungen übernommen hat.“ So habe er ein Sonderinvestitionsprogramm für Wohneinheiten in der Behindertenhilfe angekündigt. Mittlerweile wurden die Mittel jedoch erheblich zusammengestrichen. Anfangs seien für 20 Jahre 400 Millionen Euro in Aussicht gestellt worden. Für die nächsten beiden Jahre wurden aber nur fünf Millionen Euro in den Haushalt eingestellt. kof