München – Die Oberstufe am G9 nimmt langsam Formen an. Wesentliche Neuerung gegenüber dem jetzigen G8 wird ein „Leistungsfach“ sein, das jeder Schüler wählen soll. Das Fach ähnelt dem früheren Leistungskurs, ist jedoch nicht mehr fünf-, sondern nur vierstündig. „Unsere Lehrer haben eine hohe Fachkompetenz, die wollen sie auch weitergeben“, begründete Kultusminister Michael Piazolo (FW) die Innovation. Er sparte nicht mit Eigenlob: Sowohl Vertiefung als auch Individualisierung seien im neuen Gymnasium möglich. „Das wird eine Oberstufe der Extraklasse.“ Susanne Arndt von der Landeselternvereinigung der Gymnasien ergänzte, das Vertiefungsfach müsse an allen Schulen angeboten werden, also auch an den kleinen. „Das ist gelungen.“ Im Vorfeld hatte es Diskussionen gegeben, ob nicht analog zum alten G9 wieder zwei Leistungsfächer möglich sein sollten. Allerdings gab es Einwände der Direktorenvereinigung sowie der Eltern, denen das zu weit ging.
Ein weiterer Eckpfeiler der G9-Oberstufe ist eine Aufwertung des MINT-Bereichs, das heißt der Naturwissenschaften. Bisher war es nicht möglich, zwei Naturwissenschaften in der Abiturprüfung zu belegen. Künftig geht das – die Schüler können also zum Beispiel dann in Biologie und Chemie ihr Abitur ablegen. Die Arbeitsgruppe am Kultusministerium, der auch Eltern, Lehrer und Schüler angehören, einigte sich auch auf die Fortführung des bisherigen Fünf-Fächer-Abiturs. Wie bisher im G8 wird es drei schriftliche und zwei mündliche Abiturprüfungsfächer geben. Unklar ist aber noch, ob Mathematik und Deutsch Pflicht sind. „Beide Fächer müssen in der Oberstufe von jedem Schüler belegt und die erzielte Punktzahl eingebracht werden, offen ist, ob auch als Abiturpflichtfach“, sagte Walter Baier, Vorsitzender der Direktorenvereinigung.
Nur vage erkennbar ist, wie die versprochene Aufwertung der Politischen Bildung erfolgen wird. Ein Schüler kann „Politik“ als Vertiefungsfach wählen, aber er muss es nicht. Ob es weitere Vertiefungsoptionen geben wird oder gar eine Pflicht, ließ Piazolo offen.
Der bayerische Ministerrat hat das Gerüst der G9-Oberstufe am Dienstag genehmigt. Neben der Klärung offener Fragen soll nun der Lehrplan für die künftige 12. und 13. Jahrgangsstufe entworfen werden. Es ist noch Zeit: Das G9 wächst „von unten“ her auf, die ersten G9-Oberstufenschüler wird es im September 2024 geben. DIRK WALTER