Aus Liebe zu einer Frau: Kaplan gibt Priesteramt auf

von Redaktion

Trostberg – Während sich die katholische Kirche in Deutschland langsam auf einen synodalen Weg aufmacht, um auch über die Zukunft der priesterlichen Lebensform zu diskutierten, verabschiedet sich erneut ein junger Priester von seinem Dienst. Der 33-jährige Kaplan Michael Maurer hat sein Priesteramt aufgegeben, um zu heiraten.

Vier Jahre nach seiner Priesterweihe im Freisinger Dom informierte er die Gläubigen im Pfarrverband Trostberg (Kreis Traunstein) jetzt über seinen schwerwiegenden Entschluss. „Ich habe eine Frau kennengelernt, mit der ich mein ganzes Leben verbringen möchte. Ich will mein Leben in Aufrichtigkeit vor Gott und den Menschen, vor mir selbst und dieser Frau führen und verzichte darum auf eine Kompromisslösung“, erklärte der junge Geistliche auf der Internetseite des Pfarrverbands. „I mog koa zwiedana Pfarrer wern“, formulierte der aus Eiselfing (Kreis Rosenheim) stammende (Noch-)Priester. Seit September 2015 ist er im Pfarrverband Trostberg als Seelsorger tätig, vor zwei Jahren lernte er eine Frau kennen und lieben. „Es würde mich zeitlebens reuen, wenn ich mein Leben nicht mit ihr verbringen würde“, sagt Maurer. Ihm ist klar: Ein verbitterter Priester kann kein guter Seelsorger mehr sein. Also: Keine Kompromisse. Er geht in Frieden seinen neuen Weg.

Hinter dem jungen Kaplan liegt offensichtlich ein schweres Jahr, in dem er viel gebetet und Gott befragt hat, wie er freimütig berichtet. Letztendlich kam er zu der Überzeugung: „I hob des Gfui, da Herrgott losst mi geh.“

Gewünscht hatte sich Maurer, dass er seine Kaplanszeit in Trostberg bis zum Ende Mitte August hätte ausüben können. Doch diese Kulanz habe ihm die Personalabteilung im Erzbischöflichen Ordinariat München nicht gewährt. Doch hier kommt auch das Kirchenrecht ins Spiel. „Ein Priester, der erklärt, den Zölibat nicht mehr leben zu können, kann auch nicht mehr den Dienst als Pfarrer tun“, sagte Christoph Kappes, Leiter der Pressestelle des Erzbistums München und Freising. Befragt nach der beruflichen Zukunft des scheidenden Priesters, erklärte Kappes, dass in der Regel nach der Suspendierung der Wunsch des Betroffenen auf Laisierung erfolge. Darüber werde letztlich in Rom entschieden. „Wenn er laisiert ist, kann er in der Verkündigung tätig sein, zum Beispiel als Religionslehrer oder in der Erwachsenenbildung.“ Laut Kappes ist im Erzbistum kein Trend zu Laisierung zu verzeichnen. „In der Regel scheidet ein Priester pro Jahr wegen des Zölibats aus“, sagte er.

Der Trostberger Stadtpfarrer Florian Schomers sieht Maurers Ausscheiden mit Bedauern. „Seine menschliche, engagierte Art hat alle begeistert.“ Der Stadtpfarrer will in einem Brief ans Ordinariat zu einem Nachdenken über den Zölibat anstoßen. „Die katholische Kirche kann es sich nicht erlauben, auf gute Leute zu verzichten“, sagte er der Passauer Neuen Presse. Es müssten alternative, moderne priesterliche Lebensformen als Ergänzung zum Zölibat geschaffen werden. CLAUDIA MÖLLERS

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