Aigners Premiere beim Sommerempfang

von Redaktion

Es ist der vielleicht schönste Polittermin des Jahres. Beim Sommerempfang des Landtags in Schleißheim genießen alle jene, die sonst so viel diskutieren, das Leben. Und alle Augen sind auf die neue Gastgeberin gerichtet.

VON MARCUS MÄCKLER UND MIKE SCHIER

Oberschleißheim – Die Glückwünsche kommen beiläufig, aber sie kommen. „Wer’s noch nicht gehört hat: Wir haben eine Kommissionspräsidentin“, sagt Ilse Aigner so gegen Ende ihrer Rede und schnauft kurz freudig ins Mikro. Dass es denkbar knapp war in Straßburg, dass Ursula von der Leyen bis zuletzt bangen musste, sagt Aigner nicht. Ist auch eher Nebensache an diesem schönen Schleißheimer Abend. Einmal soll es nicht um die große Politik gehen.

Trotzdem ist es ein aufregender Abend, gerade für Aigner. Die 54-Jährige kennt den Sommerempfang im Schloss Schleißheim, seit sie vor einem Vierteljahrhundert in den Landtag einzog. Aber dieses Jahr ist es das erste Mal, dass sie als Landtagspräsidentin als Gastgeberin fungiert. „Das ist das größte Bürgerfest, das man sich vorstellen kann“, sagt sie. „Da trifft sich alles, was einen Beitrag für Bayern leistet.“

Wie jedes Jahr ist die Liste der Prominenten überschaubar. Natürlich, verdiente Politiker sind da – die Ex-Ministerpräsidenten Edmund Stoiber und Günther Beckstein etwa. Und die Schauspieler, die am Nockherberg die Landespolitik derblecken, die ehemalige Mama Luise Kinseher oder Schauspieler Stefan Murr. Die üblichen Adabeis sucht man vergeblich. Der Sommerempfang ist Menschen vorbehalten, die eng mit dem Landtag zu tun haben oder sich für Bayern engagieren. Politiker und Mitarbeiter, Behörden- und Verbandsvertreter, die Kirchen, Journalisten. Und sehr viele Ehrenamtliche. Jeder Abgeordnete hatte ein Kontingent, das er vergeben konnte.

3000 sind gestern Abend gekommen. Und wie so oft scheint mal wieder die Sonne über dem Empfang, der so beliebt ist wie nur wenige andere Ereignisse im politischen Jahr. Gefragt, wie oft sie um Einladungen gebeten werde, sagt Aigner: „Sehr oft.“ Und wie oft sie absage: „Sehr oft“.

Wie immer geht es sehr locker zu. Keine großen Reden, nur eine kurze Begrüßung durch die Gastgeberin. An der Treppe zum Schloss scharen sich die Fotografen um Markus Söder und seine Frau Karin. Neun Stufen sind es, das Ministerpräsidenten-Paar braucht eine gute halbe Stunde. Genug Zeit für Söder, um die Ehrenamtlichen in zig Mikros hinein zu loben.

Überhaupt ist es ein Abend der uneingeschränkt guten Stimmung. Es gibt Blasmusik, Klassik und – erstmals – auch eine Rock’n’Roll-Tanz-Aufführung. Das war Aigners Idee, einer der kleinen Akzente, mit denen sie den Empfang zu ihrem Empfang macht. „Ich wollte ein bisschen mehr Wumms“, sagt sie. „Damit man es auch ganz hinten noch mitbekommt.“

Ganz weit vorne steht Barbara Stamm, die den Empfang als Landtagspräsidentin zehn Mal organisiert und ihn zum Bürgerfest gemacht hat. „Darauf bin ich noch immer ein bisschen stolz“, sagt sie. Nun ist Stamm erstmals wieder als Gast gekommen. Und nein, ganz einfach war das nicht. „Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht wehmütig bin“, sagt sie und lächelt. „Aber die Ilse macht das wirklich super.“

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