München – Über 200 verschiedene Nachtfalter hat er vorbeischwirren sehen, 250 unterschiedliche Pilze am Boden gefunden und 598 Blütenpflanzen entdeckt – das ist nur eine kleine Auswahl von den insgesamt fast 1500 Arten, die Josef Gareis bei seinen Streifzügen durch die Natur schon beobachtet hat. Wie aus der Pistole geschossen kommen die Zahlen aus dem Mund des 93-Jährigen. „38 Jahre sind eben eine lange Zeit“, sagt Gareis und lacht.
Seit fast vier Jahrzehnten ist der Dachauer an der Amper unterwegs. Dort dokumentiert er detailgetreu Flora und Fauna. Einen besonderen Draht zur Natur hatte Gareis schon immer: Während andere Kinder Fußball spielten, zog es ihn mit Papier und Stift bewaffnet in die Natur. „Das hat mich einfach schon immer begeistert“, schwärmt der 93-Jährige und seine blauen Augen leuchten.
Seine Erkenntnisse hält der Rentner genau fest: „Auf umfangreichste Art und Weise habe ich alles archiviert und sortiert.“ Seine zahlreichen Ordner und Bücher füllen ein ganzes Zimmer. Mithilfe der Aufzeichnungen hat Gareis im Laufe der Jahre sieben Bücher geschrieben. „Eines davon hat sich fast 6000 mal verkauft“, berichtet er stolz.
Bis heute dreht der 93-Jährige zweimal in der Woche seine Runden an der Amper. Etwa drei Stunden ist er jedes Mal unterwegs. „Nach all den Jahren sehe ich immer noch Neues. Und je älter ich werde, umso wichtiger ist es für mich, draußen an der frischen Luft zu sein. Das tut mir einfach gut.“ Für sein großes Engagement wurde Gareis am Dienstag in München mit neun weiteren Naturschützern mit dem „Grünen Engel“ ausgezeichnet.
„Wir führen hier ein gutes Leben. In Bayern vielleicht noch ein bisschen besser als anderswo“, sagte Rüdiger Detsch, Ministerialdirektor im Umweltministerium, bei der Preisverleihung. Er vertrat Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler). Bayern sei ein Ehrenamtsland – allein eine Million ehrenamtliche Naturschützer leben im Freistaat. „Sie sind große Vorbilder. Ihr Ehrenamtler macht unser Land reich“, lobte Detsch. Zum ersten Mal zeichnete die oberbayerische Regierung auch fünf Junior-Engel aus –- und gleichzeitig Josef Gareis mit 93 Jahren als „dienstältesten Engel“, verkündete der Ministerialdirektor.
Biologische Vielfalt mache Bayern stark. Trotzdem seien zahlreiche Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht, erklärte der Diplom-Forstwirt und sprach von besorgniserregenden Entwicklungen. „Spätestens seit dem Volksbegehren weiß auch die Politik, dass sie handeln muss.“ Detsch betonte aber auch: Nur wenn Staat und Ehrenamtliche gemeinsam arbeiten, kommt es zum Erfolg.
Nach und nach rief Detsch alle Preisträger zu sich auf die Bühne und verlieh jedem die ehrenvolle Anstecknadel – inklusive Urkunde. Auch Josef Gareis nahm voller Stolz den Preis entgegen – und präsentierte ihn sofort seiner Frau Elisabeth, die ihn zu dem Empfang begleitet hatte. Soviele Notizen, Ordner und Bücher er inzwischen auch besitzt – für die Urkunde wird Platz sein in seinem Archiv.