Passau – Sie waren eingepfercht in zwei Transportboxen, sie waren verdreckt, verängstigt und krank. Am oberpfälzischen Grenzübergang Waidhaus fand das Martyrium der fünf Golden-Retriever-Welpen in der vergangenen Woche dann ein vorläufiges Ende. Polizisten hatten den Transporter aus Ungarn gestoppt und die Welpen beschlagnahmt. Fast zeitgleich befreiten Polizisten in Bad Reichenhall einen Beagle-Welpen aus einem ukrainischen Transporter, teilte der Deutsche Tierschutzbund mit. Bei allen Tieren fehlten die notwendigen Papiere.
Die Welpen wurden von verschiedenen Tierschutzorganisationen aufgenommen. Dort werden sie jetzt gesund gepflegt. Den Händlern entkommen sind sie nicht.
Bettina Mittler, Leiterin des Passauer Tierheims, seufzt, als sie von den beiden neuen Fällen erfährt. Sie ist dieses Mal nicht betroffen, und das ist in Bayern fast schon ungewöhnlich. Passau ist so etwas wie ein Hotspot der illegalen Tiertransporte. Seit 2011 wurden im Freistaat rund 5000 Transporte gestoppt, 4380 davon in Passau. Das geht aus einer parlamentarischen Anfrage der Landtags-Grünen hervor. „Viele Schmuggler kommen aus Österreich und müssen über Passau nach Deutschland“, sagt Mittler. „Dort geraten sie dann in die Grenzkontrolle.“
Kaum eine Woche vergeht, in der die Bundespolizei die Tierschützerin nicht zu Hilfe ruft. „Ich habe Tiere gesehen, die Hunderte von Kilometern in engsten Verschlägen transportiert wurden. Die Angst hatten und nach ihrer Mutter riefen, weil sie zu früh von ihr getrennt wurden. Die krank waren und schwere Verletzungen hatten“, sagt Mittler. „Es bricht einem jedes Mal das Herz.“
Sie hat Katzen aufgenommen, ein Alpaka und Kängurus. Meistens aber sind es Hundewelpen, die bei Mittler im Tierheim landen. Weil Welpen in deutschen Haushalten besonders gefragt sind. Einschlägige Internet-Portale wimmeln von Anzeigen, die den süßen Hundenachwuchs für wenig Geld anpreisen. Sie hätten einen einwandfreien Stammbaum, seien gesund, liebevoll aufgezogen worden und wären ein idealer Familienhund. So heißt es. Als Standort wird eine deutsche Großstadt angegeben. Aber auch das ist, wie alles andere, gelogen. „Tatsächlich stammen die Tiere aus Ostdeutschland, wo die Muttertiere als Gebärmaschinen missbraucht werden“, sagt Mittler.
Für Käufer ist es nicht ganz leicht, den Betrügern auf die Schliche zu kommen. Stutzig machen sollte in jedem Fall ein allzu niedriger Preis, sagt Mittler. Außerdem sollten die Hundekäufer bei der Übergabe darauf bestehen, das Muttertier zu sehen, und sich hier auch nicht mit Ausreden abspeisen lassen. Auch Tierschutzorganisationen helfen im Vorfeld weiter. Wer beim Kauf sicher gehen will, fragt beim örtlichen Tierheim nach oder geht zu einem der eingetragenen Züchter.
Wie es nun mit den sechs beschlagnahmten Welpen weitergeht, ist noch unklar. Gut möglich, dass die Welpen, sobald sie gesund sind, zurück zu den Händlern kommen – vorausgesetzt, diese bezahlen die Unkosten für Unterbringung und Tierarzt. Nach deutschem Recht haben die Händler mit dem illegalen Transport nur eine Ordnungswidrigkeit und keine Straftat begangen. Die Welpen gehören nach wie vor dem ursprünglichen Eigentümer. „Das Gesetz zwingt uns, sie den Menschen, von denen wir die Tiere beschlagnahmt haben, zurückzugeben“, sagt Mittler. „Und zwar egal, wie diese die Tiere behandelt haben.“ Die Politik müsse hier endlich tätig werden, fordert sie. „Das illegale Geschäft mit den Welpen darf sich nicht mehr lohnen.“