Regensburg/Sizilien – Der Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm ist nach Sizilien gereist und hat sich dort gestern mit Seenotrettern getroffen. Er wolle damit ein Zeichen für die zivile Seenotrettung setzen, betonte er. „Menschen im Mittelmeer ertrinken zu lassen oder sie in die schlimmen Lager in Libyen zurückzuschicken, das ist keine Option für Europa.“ 2019 dürfe kein verlorenes Jahr für die Seenotrettung im Mittelmeer werden.
Bedford-Strohm. der auch Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland ist, traf sich in Licata mit Crewmitgliedern der Hilfsorganisation Sea-Watch.
Das Schiff „Sea-Watch 3“ hatte Mitte Mai Migranten vor der libyschen Küste aufgenommen und nach Italien gebracht. Dort wurde es beschlagnahmt und erst an diesem Samstag wieder freigegeben.
Nicht nur Bedford-Strohm unterstützt die Seenotretter aus Deutschland seit vielen Monaten. Allein im Jahr 2019 habe die Rettungsorganisation Sea-Eye aus Regensburg 190 000 Euro Spenden von der evangelischen, der katholischen und der mennonitischen Kirche erhalten, berichtet der Vereinsvorsitzende Gorden Isler. „Ohne diese Unterstützung wären unsere letzten drei Einsätze wohl nicht möglich gewesen und wir hätten 81 Menschen nicht retten können.“
Auch die Berliner Sea-Watch wird von den christlichen Kirchen mit Spenden unterstützt.
Beide Seetnotrettungs-Organisationen haben sich nun zusammengetan und eine Online-Kampagne gestartet, um offenzulegen, was die Kirchen gegen das Sterben im Mittelmeer tun. Auf der Internetseite www.kirche-rettet.de listen sie auf, wie viele Spenden die Kirchen – auch kleinere Kirchengemeinden – für die Seenotrettung aufbringen. „Es ist uns wichtig zu zeigen, wer sich hinter uns stellt – und das nicht nur verbal“, betonte Isler gestern.
Die „Alan Kurdi“, das Schiff der Regensburger, ist gerade in Spanien in der Werft. Das wird den Verein rund 180 000 Euro kosten. Auch für die nächste Fahrt zur libyschen Küste, die Ende des Monats starten soll, sammelt Sea-Eye gerade Spenden. Die Organisation hofft darauf, dass das Engagement der Kirchen auch Kirchenmitglieder zum Spenden motiviert. „Denn die Menschen, die in die Kirche gehen, haben Werte“, sagt Isler.
Dass Bayerns Landesbischof Bedford-Strohm am Wochenende nach Sizilien gereist ist, um die Seenotretter zu treffen, wertet er als wichtiges Signal. „Es gibt kaum Spitzenpolitiker, die das Gespräch mit uns gesucht haben“, sagt er. Bedford-Strohm habe sich nun bereits zum zweiten Mal auf den Weg gemacht. kwo/epd