Penzberg – Dass Schüler freitags protestieren, ist inzwischen nicht mehr neu. Doch der Protest in Penzberg (Kreis Weilheim-Schongau) ging gestern deutlich früher los als gewöhnlich: um 7.15 Uhr, weit vor Schulbeginn.
Mit Pappschildern versammelten sich rund 100 Schüler und einige Lehrer vor dem Gymnasium. Auf den Plakaten standen Sätze wie „Bringt Eure Kinder nicht in die Schule, sondern in die Zukunft“. Oder: „Wir können auch außerhalb der Schulzeit. Eltern helft auch! Lasst das Auto zu Haus!“ Mit diesen Aufforderungen appellierten die Jugendlichen an die Eltern ihrer Mitschüler, sie nicht mit dem Auto in die Schule zu bringen. „Wir wollen keine Drive-in-Schule werden“, betont Katja Hermann, eine der Initiatorinnen der Demo. „Außerdem wollen wir zeigen, dass man auch außerhalb der Schulzeit für seine Überzeugungen eintreten kann.“
Für manche der Beteiligten hieß das, um 5.30 Uhr aufzustehen. Zum Beispiel für die Abiturientin Selina. Sie war eine der Ersten, die morgens vor der Schule standen. Nach und nach wurde die Gruppe immer größer. „Gerade jetzt, wo der Bus in Penzberg für Schüler kostenlos ist und man mit dem Fahrrad fahren kann, sollten die Eltern auf die Fahrt zur Schule verzichten“, findet die Schülerin Vera Tonn. Deshalb haben sie und ihre Mitschüler auf ihr Plakat geschrieben: „Auch Eltern können zum Klimaschutz beitragen“.
Aber nicht nur der Klimaschutz, auch die Gesundheit war ein Aspekt: Mit einem lachenden Smiley warben die Jugendlichen für „fitte Kinder“, unter einem Smiley mit nach unten gezogenen Mundwinkeln stand: „Stoppt die Elterntaxis“.
Die meisten Eltern schauten in ihren Autos weg oder fuhren zügig weiter. Schulleiter Bernhard Kerscher war zufrieden mit dem Verlauf der Demo. „Solange die Schüler friedlich und kreativ ihre Meinung kundtun, ist es mir recht“, erklärte er. Er habe auch angeregt, vor Ort für seine Überzeugungen einzutreten. Eine Fahrt nach München sei bei einer Demo für den Klimaschutz eher kontraproduktiv. Jetzt hofft Bernhard Kerscher, dass das Landratsamt den Fahrradständer genehmigt, den die Schulleitung beantragt hat. Denn sollte sich die Demo als Erfolg erweisen, würde er dringend gebraucht werden.
Währenddessen diskutierten in München Vertreter der „Fridays for Future“-Bewegung mit Vertretern der Landtagsfraktionen. Sie haben sich auf die Gründung eines Gremiums für mehr Klimaschutzmaßnahmen geeinigt. Dieses solle im Sommer eingesetzt werden, teilten Aktivisten der Bewegung nach einem Runden Tisch mit. Welche Kompetenzen das Gremium haben und wie es zusammengesetzt sein wird, sei noch unklar, hieß es von den Schülern. Es sei ein „sehr gutes Gespräch gewesen“, sagte Ramona Wüst von „Fridays for Future“ München. Auch die Politiker der sechs im Landtag vertretenen Parteien zeigten sich nach dem Treffen zufrieden.
Am 9. Mai soll es das nächste Treffen zwischen den Schülern und Politikern aller Fraktionen im Landtag geben. Das sei zwar später als erhofft, dennoch gebe es weiterhin einen Dialog, hieß es vonseiten der Schüler. Bei ihrem Gespräch mit den Politikern habe es klare inhaltliche Differenzen gegeben. „Doch die sind ausräumbar“.