Eine Milliarde für die digitalisierte Schule

von Redaktion

München – Er kommt von einem „Wohlfühltermin“, sagt er. Kultusminister Michael Piazolo (FW) hat Viertklässlern vorgelesen, aus dem Buch „Der achte Kontinent“. Dann eilte er zur Vorstellung des als „wuchtiger Aufschlag“ angekündigten Programms für die digitale Bildung. Es geht um eine Milliarde Euro, die in den kommenden fünf Jahren investiert werden soll. Vom Buch ins digitale Klassenzimmer, ein großer Sprung.

50 000 solcher Klassenzimmer sollen in Bayern in den nächsten fünf Jahren entstehen, „aktuell haben wir etwa 11 000“. Dazu gehört ein Lehrerarbeitsplatz mit Präsentationsmöglichkeiten, aber auch der Ausbau des WLAN. Bis zum Ende der Legislaturperiode im Jahr 2023 soll der Ausbau abgeschlossen sein.

„Wir haben eine Digitalmilliarde zur Verfügung.“ Und die will Piazolo nutzen, nicht nur für Ausstattung, Wartung und Pflege, sondern vor allem für die Lehrerbildung. „Wir brauchen Experten in Bayern. Und das müssen die Lehrer sein.“ 212,5 Millionen Euro für die Digitalisierung der Schule kommen aus dem Landesprogramm Bayern Digital II, die restlichen 778 Millionen sollen aus dem Digitalpakt des Bundes fließen. „Im Moment gehen wir in Vorleistung“, sagt der Minister.

Das sehen die Opposition, Lehrerverbände und der Bayerische Städtetag anders. Unlängst habe das Ministerium sein Landesprogramm gestoppt, als ein Brief an die Kommunen ging, in dem gebeten wurde, weitere Anträge bis auf Weiteres aufzuschieben. Kritiker befürchten, der Freistaat ziehe sich finanziell zurück und investiere nur noch Bundesmittel. „Ein Missverständnis“, sagt Piazolo. „Unser Schreiben war fürsorglich gemeint, hat aber Sorgen geweckt.“ Man habe verhindern wollen, dass Anträge eingehen, bevor klar ist, wie die Bundesmittel vergeben werden. Derzeit laufe das Landesprogramm, das Programm mit Mitteln des Bundes laufe jedoch erst an.

Noch arbeiten auch die Schulen an ihren Medienkonzepten. Bis Schuljahresende sollen die „sehr kleinteiligen Konzepte für die verschiedenen Schularten, Jahrgangsstufen und Fächer“ stehen. Jede Schule solle künftig für sich festlegen können, was sie konkret benötigt bei Technik, Wartung und an Fortbildungen. Dabei gelte: Pädagogik vor Technik.

Zum Konzept gehört auch, dass künftig mehr digitale Berater zur Verfügung stehen, die die Lehrkräfte unterstützen: Aktuell sind es 81, bis 2020 sollen es 170 sein. „Außerdem stellen wir Mittel für 200 zusätzliche Lehrerstellen bereit“, verspricht Piazolo. „Wir treiben die Digitalisierung der bayerischen Schulen dynamisch voran.“

Gleichwohl handle es sich um ein Projekt, „das nie abgeschlossen sein kann. Niemand kann sagen, wie der technische Stand in zehn Jahren ist“. Ob und wie viel Geld nach 2020 in die Digitalisierung fließt, entscheide sich bei den nächsten Haushaltsverhandlungen. K. BRACK

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