München – Man kann es drehen und wenden, wie man will: Fasten heißt verzichten. Heute beginnt die Fastenzeit, und das bedeutet für viele Christen, dass sie sich zumindest auf Zeit von einem Laster trennen werden. Das kann das Rauchen sein, Alkohol, Süßigkeiten, Lügen (siehe Interview) – oder klimaschädliches Verhalten. Verschiedene evangelische Landeskirchen und katholische Bistümer haben sich zusammengetan, darunter der Diözesanrat der Katholiken im Bistum Passau, und rufen bereits zum vierten Mal zur „Fastenaktion für Klimaschutz & Klimagerechtigkeit“ auf.
„Ganz neu ist die Idee nicht“, räumt Hans-Jürgen Hörner von der Klimaschutzagentur der Evangelischen Kirche von Westfalen ein, die die Aktion ins Leben gerufen hat. „Allerdings ist das Thema inzwischen in der Mitte der Gesellschaft angekommen.“ Tatsächlich passt Klimafasten zum Zeitgeist. Der Einsatz fürs Klima hat in den vergangenen Monaten auch politisch Auftrieb bekommen: Die Grünen sind seit vergangenen Herbst zweitstärkste Kraft im Landtag. Und unter den Schülern, die mit der Bewegung „Fridays for future“ für besseren Klimaschutz demonstrieren, sind zahlreiche Bayern.
Veränderung, so sehen es die Initiatoren des Klimafastens, fängt beim Einzelnen an. Für das Klimafasten gibt es deshalb eine Gebrauchsanweisung, die das Institut für Kirche und Gesellschaft zusammengestellt hat. Jede der sieben Fastenwochen bis Ostersonntag steht unter einem anderen Motto. Für jedes der Themen gibt es Vorschläge und Tipps, aus denen der Fastende wählen und die er in dieser Woche umsetzen kann. Dazu gibt es viele weiterführende Links, die ergänzende Informationen zu den einzelnen Vorschlägen beinhalten.
Während es in der ersten Woche noch darum geht, Zeit für sich und seine Mitmenschen zu finden und die eigenen Routinen zu hinterfragen, beginnt mit Woche zwei tatsächlich der Verzicht: Kniffel statt Fernseher, Treppe statt Aufzug – der persönliche Energiehaushalt soll auf den Prüfstand kommen. Lieber stoßlüften als das Fenster dauerhaft zu kippen, ist nur einer der Vorschläge.
Von Woche zu Woche steigen die Anforderungen, ist mehr Engagement gefragt. Die dritte dreht sich ums Essen. Fleischverzicht ist nur eine Option – die Aufgaben, die man sich selbst stellen kann, reichen vom Einkauf beim Direktvermarkter bis zum Kochen eines veganen Gerichts. Es folgen in den Wochen vier bis sechs Gedanken zum fairen Konsum, Vorschläge für nachhaltige Mobilität sowie Ideen für ein plastikfreies Leben. Die letzte Woche ist dazu gedacht, Veränderungen in den Alltag nach der Fastenzeit mitzunehmen.
Fasten kann zeitweiser Verzicht auf ein bestimmtes Genussmittel sein, aber auch Ausgangspunk für Veränderungen der eigenen Lebensgewohnheiten. Umweltschonendes Verhalten, so der Gedanke, soll aber nicht nur eine Erscheinung sein, die zum Zeitgeist passt, sondern über die Fastenzeit hinauswirken.
Alles zur Fastenaktion
finden Sie unter www.klimafasten.de