Im nächsten Jahr herrscht in Oberammergau im Landkreis Garmisch-Partenkirchen Ausnahmezustand. Nach zehn Jahren Pause stehen wieder die weltberühmten Passionsspiele an. Ab heute gibt es die Einzeltickets zu kaufen für die von Christian Stückl inszenierten letzten fünf Tage bis zur Kreuzigung Jesu. Walter Rutz, Geschäftsführer der Passionstheater-GmbH, räumt mit dem Mythos auf, dass man für die Passion sowieso keine Karten mehr bekomme.
Herr Rutz, hat man als Normalsterblicher überhaupt noch Chancen auf ein Ticket für die Passionsspiele?
Aber natürlich. Wo auch immer das Gerücht herkommt, dass man für die Passion in Oberammergau keine Karten bekommt – es ist nur ein Mythos. Es sind genügend Karten da. Ich glaube, jeder, der die Passion sehen will, hat auch die Chance, das zu tun.
Wie kommt man an Karten?
Bestellen kann man ab heute auf unserer Internetseite www.passionsspiele-oberammergau.de oder telefonisch über unsere Kartenhotline unter der 0 88 22/8 35 93 30. Die Kategorien reichen von Karten für 30 Euro bis zu 180 Euro plus Vorverkaufsgebühr. Bei der teuersten Kategorie sitzt man im vorderen Drittel im Mittel- und Seitenblock. Aber auch die Seitenplätze für 30 Euro sind keine schlechten Plätze. Damit ermöglichen wir jedem, die Passionsspiele zu sehen.
Schon seit März des vergangenen Jahres können im Internet Karten im Paket mit Hotel-Übernachtungen gebucht werden. Wie viele Tickets sind schon weg?
Bei insgesamt 102 Aufführungen mit jeweils 4384 Plätzen haben wir ein Gesamtkontingent von ungefähr 450 000 Karten. Davon ist bislang etwa die Hälfte über die Hotel-Arrangements verkauft. Der Rest geht jetzt in den Einzelverkauf. Auch die Einzeltickets konnte man im Vorfeld mit einem Formular verbindlich vormerken, diese Möglichkeit haben auch einige Besucher genutzt. Aber wie gesagt, es gibt noch jede Menge Karten. Nur die Tickets für die Premiere gehen nicht in den offiziellen Verkauf, weil wir an diesem Termin viele geladene Gäste haben und viele Oberammergauer, die mit dabei sind.
Christian Stückl wirbt auch in den USA und Australien für die Passion. Wie viele ausländische Besucher erwarten Sie in diesem Jahr?
Wir gehen schon davon aus, dass das Verhältnis von deutschsprachigen und ausländischen Besuchern bei fünfzig zu fünfzig liegen wird. Das ist schon ein bemerkenswerter Anteil mittlerweile.
Gerade bei Rock- und Pop-Konzerten gibt es immer wieder Probleme mit überteuerten Tickets auf dem Schwarzmarkt. Viele Anbieter personalisieren deshalb die Tickets. Wie lösen Sie das?
Unsere Tickets sind nicht personalisiert, im Moment sehen wir dafür keine Notwendigkeit. Probleme hatten wir mit dem Ticket-Wiederverkäufer Viagogo. Da läuft derzeit eine einstweilige Verfügung und Viagogo hat auch bereits reagiert. Sie dürfen nicht mehr damit werben, dass die Passion angeblich schon ausverkauft ist und es nur noch Restkarten gebe. Damit haben sie suggeriert, dass sie die Einzigen sind, die noch Karten haben – obwohl der offizielle Vorverkauf noch gar nicht gestartet war. Das wurde aber gerichtlich untersagt.
Interview: Dominik Göttler