Doppelmord: Frauen zur Party gelockt

von Redaktion

Vor dem Schwurgericht München II beginnt heute der Prozess um einen sadistischen Sexualmord. Ein Meteorologe tötete im Februar 2018 zwei Frauen auf bestialische Weise. Er hatte sie zu einer Faschingsparty in seine Wohnung gelockt.

VON ANGELA WALSER

Petershausen – Statt Krapfen gab es süßen Likör. Im klebrigen Getränk sollten die Frauen nicht das Betäubungsmittel schmecken, mit dem der 54-Jährige seine beiden Gäste widerstandslos machen wollte. Das Trio kannte sich aus dem Caritas-Zentrum in Dachau. Es war wiederholt zu Ausflügen nach München losgezogen. Die beiden späteren Opfer, miteinander weder verwandt noch in einer sexuellen Beziehung, litten unter psychischen Erkrankungen. Auch der Meteorologe hatte sich oft bei der Caritas blicken lassen, weil er wegen Depressionen krankgeschrieben war und viel Zeit hatte.

Dass der Mann im Laufe der Jahre einen schrecklichen Hass auf Frauen entwickelte, war ihm nicht anzumerken. Zudem hatte er in der Vergangenheit sehr wohl in festen Beziehungen gelebt. Doch irgendwann muss der Bruch gekommen sein. Plötzlich traute er sich nicht mehr an Frauen heran. Plötzlich gewannen die schlechten Erinnerungen an seine Mutter die Oberhand.

Mehrere Wochen vor der Tat hatte er seinen ganzen Mut zusammengenommen und eine der beiden Frauen angesprochen, sie gefiel ihm. Doch sie machte sich nichts aus ihm und lehnte ihn ab. Das kränkte den Angeklagten wahnsinnig und sein Plan, die 40-Jährige zu töten, nahm Form an. Weil er befürchtete, dass sie niemals ohne ihre Freundin bei ihm auftauchen würde, lud er beide Frauen zu einem „lustigen Faschingsratsch“ in seine Wohnung nach Petershausen ein. Dass er bereits entschieden hatte, auch die zweite zu töten, scheint plausibel.

Sein Plan ging auf. Die Frauen tranken den Likör, das Mittel zeigte sofort betäubende Wirkung. Was nun laut Anklage passiert sein soll, übersteigt jegliche Vorstellungskraft. Der 54-Jährige soll seine Angebetete als erste umgebracht und dann ihren Leichnam auf bestialische Weise geschändet haben. Danach wandte er sich der zweiten Frau zu, missbrauchte und folterte sie. Anschließend tötete er auch sie.

Als er drei Tage später von der Polizei festgenommen wurde, befanden sich die Leichen noch immer in der Wohnung, angeblich in seinem Schlafzimmer. Die Beamten hatten ihn aufgesucht, nachdem die Mutter einer Frau eine Vermisstenanzeige aufgegeben und die Spur über die Caritas-Beratung rasch zum Meteorologen geführt hatte. Der Mann ließ sich widerstandslos festnehmen. Nach zwei Tagen im Gefängnis wurde er in die Psychiatrie eingewiesen.

Um die dortige Unterbringung geht es auch im Prozess. Der Mann leidet offenbar an einer schweren Persönlichkeitsstörung. Ob er die Taten realisiert hat, muss das Verfahren zeigen. Eine zentrale Rolle fällt dem psychiatrischen Gutachter zu, dem der Angeklagte viel erzählt haben soll. Wenn also der 54-Jährige vor dem Schwurgericht schweigt, könnten die Richter den Gutachter als Zeugen vernehmen und so Angaben zur Tat bekommen. Ob der 54-Jährige nun doch selber spricht, wollte sein Verteidiger Christian Bärnreuther gestern auf Nachfrage nicht sagen.

Fest steht nur, dass wohl niemand mit der Tat hätte rechnen können. Der Meteorologe galt als „ruhige Erscheinung“, „unauffällig“ und „in sich gekehrt“. Laut Internet hatte er jahrelang Wetterdaten für Funk und Fernsehen geliefert.

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