Schongau – Die Dinge sind etwas aus dem Ruder gelaufen. Wie es im Leben eben manchmal so passiert, wenn jemand etwas gut kann und gern tun. In Juliane Schönenborns Fall ist das: nähen. Die besten Tage in ihrem Leben sind die, an denen sie viel Zeit an ihrer Nähmaschine verbracht hat. Und man muss die 82-Jährige nicht lange kennen, um das zu erahnen. Ein kurzer Besuch in ihrer Wohnung in Schongau reicht.
Denn die ist quasi eine Puppen-Boutique. Überall hängen kleine Kleidchen, Dirndl, Matrosenanzüge oder Strampler. Alle selbst genäht. Stoffe und Ideen hätte Schönenborn noch genug. „Aber der Platz ist mir ausgegangen“, erzählt sie. Sie musste sich zu einer Nähpause zwingen. Und will sich nun erst mal einer neuen Aufgabe widmen: dem Verkaufen.
„Ich nähe seit Jahren“, erzählt Schönenborn. Erst beruflich, im Ruhestand wurde daraus dann eine Leidenschaft. „Seit mein Mann gestorben ist, mache ich manchmal den ganzen Tag nichts anderes“, sagt sie. Unzählige Kleidchen, Jäckchen, Hüte, Hosen sind dabei entstanden – alle im Miniaturformat. Es gibt Puppenbrautkleider, Puppenbademäntel, Puppentrachten. „In den Geschäften sind die Kleider für Puppen oft so lieblos“, fand sie. Also begann sie, selbst Schnitte anzufertigen. Mit liebevollen Details. So sind in den vergangenen Jahren tausende Unikate entstanden.
Davon haben natürlich auch Schönenborns Puppen profitiert. Sie sind wohl die besteingekleideten Puppen Oberbayerns. Unter Puppenbesitzern hat sich Schönenborns Nähleidenschaft natürlich längst herumgesprochen – nicht nur im Landkreis Weilheim-Schongau besitzen Puppen Stücke aus Schönborns Kollektion.
Das Problem ist nur, die 82-Jährige näht mehr als sie verkauft. „Neulich habe ich mich in meiner Wohnung umgesehen“, erzählt sie. 60 große Bananenkisten besitzt sie bereits, in denen die kleinen Kleidchen nach Größen sortiert sind. Überall an Schränken und Stangen hängen etliche weitere Kleider. „Mir ist manchmal angst und bange, was damit passiert, wenn ich nicht mehr lebe“, sagt Schönenborn. Das war der Moment, in dem sie sich entschieden hat, eine Nähpause einzulegen und sich nach Käufern umzuhören. „Ideal wäre ein Großabnehmer“, sagt sie. Jemand, der einem Waisenhaus eine Freude machen möchte. Oder ein Spielwarenhändler, der die Puppenkleider weiterverkauft. „Es geht mir gar nicht darum, Geld zu verdienen“, sagt sie. „Ich habe ja meine Rente.“ Schönenborn näht aus purer Nähleidenschaft und verkauft die Puppenkleider für wenige Euro – nur, um die Materialkosten erstattet zu bekommen. Für sie wäre es die größte Freude, wenn die Wände und Kisten in ihrer Wohnung bald leerer wären. „Ich würde so gerne bald wieder nähen.“
Für Kaufinteressierte:
Juliane Schönenborn ist telefonisch unter der Nummer 0 88 61/32 31 erreichbar.