München – Ein echter Biker fährt auch durch tiefen Schnee. Michael Wilczynski muss es wissen. Er ist Sprecher des Bundesverbandes der Motorradfahrer (BVDM). Vor allem aber ist er einer der rund 3000 Teilnehmer des sogenannten „Elefantentreffens“. Zum 63. Mal trafen sie sich am Wochenende in Thurmansbang (Kreis Freyung-Grafenau) zum gemeinsamen Winter-Ausflug. Und während am Münchner Flughafen hunderte Menschen darauf warteten, dass sie dem Schnee entkommen können, fuhren die Biker freiwillig hinein. Geschlafen wird im Zelt. In einem Jahr hatten sie 25 Grad minus. Es war so kalt, dass einer Feuer im Zelt machen wollte – bis das fast abfackelte. Vielleicht sind es Abenteuergeschichten wie diese, die jedes Jahr tausende Fahrer aus ganz Europa durch den kalten Winter treiben. „Klar, die teils harte Witterung schweißt zusammen“, sagt Wilczynski. „Wir fahren an die Wetterverhältnisse angepasst. Langsam und entspannt.“ Großes Lob für die Autofahrer, die ihnen begegnen: „Sie nehmen sehr viel Rücksicht und halten ausreichend Abstand, damit nichts passiert.“
Doch so eine Freude wie die Biker oder Schneemänner-bauende Kinder haben nicht alle am vielen Neuschnee. Viel Ärger beispielsweise am Münchner Flughafen: Rund 240 Flüge mussten annulliert werden, etwa 170 Flüge waren von mehr als 30-minütigen Verspätungen betroffen. Flughafen-Sprecher Florian Steuer bittet um Geduld: „Wir haben einen sehr gut aufgestellten Winterdienst. Doch die Räumung einer Startbahn dauert etwa 25 Minuten. In der Zeit kann auf der Bahn nicht geflogen werden – das senkt naturgemäß die Kapazität des Flughafens.“ Hinzu komme die Zeit für das Enteisen der Maschinen. Grundsätzlich, so Steuer, sei jedoch noch alles im Rahmen – „ein normaler Wintertag, bei dem es wetterbedingt zu Beeinträchtigungen kommt“.
Auch auf den Schienen kam es zu Ausfällen. Die Bahnstrecke der Bayerischen Oberlandbahn (BOB) war zwischen Lenggries/Tegernsee und Holzkirchen wegen der starken Schneefälle bis 17 Uhr nicht befahrbar. Die Folge: Verspätungen und Zugausfälle im Gesamtnetz der BOB. Schienenersatzverkehrsbusse wurden eingesetzt. Heute soll das Reisen wieder möglich sein, heißt es auf Nachfrage, eventuell gibt es kleinere Einschränkungen.
Schon beim ersten großen Wintereinbruch hatten zahlreiche Schulen den Unterricht eingestellt. Nun also wieder. In vielen Landkreisen falle am Montag wetterbedingt der Unterricht aus, teilte das bayerische Kultusministerium am Abend mit. Dazu gehören Schulen in den Landkreisen Kelheim, Dingolfing-Landau, Neustadt an der Waldnaab, Landshut, Regensburg, Cham sowie die Städte Landshut, Regensburg und Weiden in der Oberpfalz.
Auf Bayerns Straßen kam es am Wochenende zu mehreren Unfällen. Autofahrer kamen auf glatten Straßen vielerorts ins Rutschen. Überwiegend blieb es bei Blechschäden. Auf der A 8 blieben am Morgen am Bernauer Berg Richtung München einige Lastwagen hängen.
Räumdienste und Feuerwehr waren überall im Freistaat im Einsatz. Im Landkreis Ebersberg etwa stürzten zahlreiche Bäume auf Fahrbahnen oder drohten umzufallen – sie wurden vorsorglich gefällt. Umso ärgerlicher, was ein Feuerwehrsprecher aus Dachau zu berichten hatte: Mehrere Autofahrer sollen versucht haben, durch Feuerwehrabsperrungen zu fahren. „Wir führen Absperrmaßnahmen nicht aus Spaß an der Gaudi durch. Durch sie sollen die Unfallbeteiligten und die Einsatzkräfte geschützt und Folgeunfälle vermieden werden“, ärgert sich der Feuerwehrmann.
Einer der engagierten Helfer geriet am Sonntagmittag selbst in einen Unfall. Direkt an der Zufahrt zur Straßenmeisterei in Hohenbrunn (Kreis München) kippte er mit seinem Räumfahrzeug beim Einbiegen in einen Graben und erlitt einen Schock.
Im Alpenraum wurde die Lawinenwarnstufe auf drei von fünf möglichen erhöht. Bei einem Lawinenabgang am Tegelberg bei Schwangau im Ostallgäu sind eine 56-Jährige aus Kempten und ihr 52 Jahre alter Ehemann erfasst und leicht verletzt worden. Den beiden gelang es, sich selbst zu befreien.
Ab heute ist vorerst Schluss mit Schnee: Die Aussicht auf die Woche dürfte Wintersportler trotzdem freuen. „Nachts rechnen wir mit leichtem Frost, tagsüber scheint ab Montag die Sonne“, heißt es beim Deutschen Wetterdienst. Bei Temperaturen von minus einem bis plus fünf Grad wird der Himmel weitgehend wolkenlos. Das soll den Experten zufolge bis mindestens Ende der Woche so bleiben. mit mps/no/gü