Bayreuth – Zwölf Jahre trennen den neuen und den alten Präsidenten des Bayerischen Bezirketags. „Vielleicht lag’s am Alter“, sagt Josef Mederer halb im Spaß. Der 69-Jährige, Bezirkstagspräsident von Oberbayern, kann nur spekulieren, warum ihn die CSU nicht mehr als Chef aller Bezirks-Vertretungen möchte. Er habe keine Kritik an seiner Arbeit vernommen. „Aber die Fraktion wollte ein neues Gesicht“, sagt Mederer.
Dieses Gesicht gehört Franz Löffler (CSU), der erst vor einem Monat für die dritte Amtsperiode als Oberpfälzer Bezirkstagspräsident bestätigt wurde. Gestern ernannten die Delegierten den Chamer Landrat zum Bezirketagspräsident. Ohne Gegenkandidat. Mederer aus Altomünster (Kreis Dachau) war auf Drängen seiner Partei nicht mehr angetreten.
Löffler erhielt bei der Vollversammlung in Bayreuth 39 von 45 Stimmen (86,7 Prozent). 24 waren ungültig – ungewöhnlich viele laut Sprecher Ulrich Lechleitner. Das könne mit den Kräfteverhältnissen zusammenhängen. So seien die Grünen bei der Wahl der Bezirkstage, die die Vertreter in die Gremien des Bezirketags entsenden, erstarkt. Zudem sei nun die AfD vertreten. Erste Vizepräsidentin wurde die stellvertretende Bezirkstagspräsidentin aus Schwaben, Barbara Holzmann (Grüne), zweiter Vizepräsident und Schatzmeister ist nun Mederers oberbayerischer Stellvertreter Rainer Schneider (Freie Wähler).
Mederer hätte „gerne weitergemacht. Aber ich gehe erhobenen Hauptes. Wir haben in fünf Jahren viel bewegt“. Als er sein Amt im Jahr 2013 antrat, gab es in Bayern weder ein Bundesteilhabe- noch ein Psychisch-Kranken-Hilfegesetz. Es gab noch keine 24-Stunden-Hotline für Menschen in Krisensituationen. Und wer für einen pflegebedürftigen Angehörigen von der ambulanten in die stationäre Hilfe wechseln wollte, musste mehrere Stellen kontaktieren. Auch seine Hartnäckigkeit bei finanziellen Forderungen könnten Mederer den Führungsposten gekostet haben. Zumindest ist ihm klar, dass er öfter „unliebsame Forderung an die Staatsregierung gestellt hat“.
Damit könnte er nicht nur seinen Einsatz im Bereich Pflege meinen: Im Jahr 2016 forderte Mederer im Namen der Bezirke vom Freistaat, die Versorgung für minderjährig einreisende unbegleitete Ausländer zu finanzieren. Die Kosten waren zunächst nicht erstattet worden und mussten kommunal über die Bezirksumlage von den Landkreisen geschultert werden.
Mederers Nachfolger Löffler betonte bei der Versammlung, mehr alte Menschen dürften nicht automatisch zur Folge haben, dass mehr Altenheime eröffnet werden. Gefragt seien „innovative Ideen“. Damit meinte er unter anderem ambulante Wohnformen. Außerdem müsse die Vernetzung des Krisendiensts für psychisch Kranke verbessert werden. mit dpa