Herrsching – Es ist die letzte Wortmeldung einer langen Fragerunde an die Landwirtschaftsministerin und ein Bauernverbandsmitglied nutzt die Gelegenheit für einen Dank. „Es tut gut, wenn Sie uns Bauern loben.“ Michaela Kaniber blickt zum neben ihr auf dem Podium sitzenden Walter Heidl und antwortet: „Ihr Präsident hat mir zugeflüstert, es reicht, wenn ich ihn lobe.“ Gelächter im Saal, Heidl errötet verlegen. Michaela Kaniber ist noch kein Jahr im Amt, aber mit schlagfertigen Momenten wie diesen schickt sie immer wieder eine Botschaft: Unterschätzt mich nicht. Nicht ohne die kleine Spitze mit warmen Worten für Heidl gleich wieder einzufangen.
Die Landesversammlung des bayerischen Bauernverbands im Haus der Landwirtschaft in Herrsching (Kreis Starnberg) ist für Bayerns Agrarministerin ein Stimmungsbarometer in der eigenen Wählerschaft. 66 Prozent aller Landwirte haben bei der Landtagswahl ihr Kreuz bei der CSU gemacht. Wenn es hier brodelt, dann wird es ernst. Doch die Erkenntnis von Herrsching ist: Trotz vieler Sorgen, die die Kreisobmänner und Kreisbäuerinnen vortragen, mischt sich auch immer wieder Lob für Kanibers Arbeit in die Runde.
Die Themen, die den Landwirten unter den Nägeln brennen, sind vielfältig: Bauernpräsident Heidl spricht sich angesichts der Bundestagsentscheidung zur Ferkelkastration (siehe Kasten) erneut für die Methode der örtlichen Betäubung durch den Landwirt aus. Kritikern entgegnet er: „Wer sagt, örtliche Betäubung wirkt nicht, der soll das nächste Mal beim Zahnarzt auch auf die Spritze verzichten.“ Und bei der Diskussion um einen Ausstieg aus der Anbindehaltung mahnt er Bayerns Landwirte wie die Molkereien zur Solidarität. „Eine feste Ausstiegsfrist lehne ich weiter kategorisch ab.“ Derzeit erwägt offenbar die Molkerei Zott, Bauern mit Anbindehaltung einen niedrigeren Milchpreis zu bezahlen als Bauern mit Laufställen. Auch innerhalb der Bauernschaft ist umstritten, ob Milch aus Freilaufhaltung mehr wert sein soll oder nicht.
Bei den zahlreichen Wortmeldungen ist es vor allem das Thema Bürokratie, das für Ärger sorgt. Düngeverordnung, Ausführungsverordnung, Anlagenverordnung – Vorgaben über Vorgaben, die den bäuerlichen Alltag nach Angaben der Wortführer komplizierter machen, als er sein müsste.
Kaniber beschwichtigt, verspricht Überprüfungen und spart in ihrer Rede nicht mit Lob für die Arbeit der Landwirte. Sie verteidigt die bayerischen Dürrehilfen. Sie unterstreicht, dass konventioneller und ökologischer Landbau trotz aller Förderbestreben nicht gegeneinander ausgespielt werden sollen. Sie kündigt eine Junglandwirte-Kommission für mehr Mitsprache beim bäuerlichen Nachwuchs an. Und sie verspricht eine intensive Öffentlichkeitsarbeit, um das Bild der Bauern zu stärken.
Doch in den Zwischentönen ihrer Rede findet sich auch eine indirekte Aufforderung an die Landwirte zu mehr Umweltschutz: „Wir müssen die Landwirtschaft noch nachhaltiger machen“, sagt Kaniber. Nur so könnten die Herausforderungen beim Gewässerschutz, beim Erhalt der Biodiversität und dem Klimaschutz bewältigt werden. Und so stellt sie in der Diskussion auch klar, dass es bei den verschärften Regeln zur Ausbringung von Gülle im Moment keine Zugeständnisse geben wird. „Die EU-Kommission beobachtet uns hier ganz genau. Da will ich nichts Weiteres provozieren.“