Grottenschlecht

von Redaktion

Steuerzahlerbund prangert Verschwendung an

München – Eine teure Fußgängerbrücke, sinnlose Verkehrskonzepte und König Ludwigs kostspieliges Vermächtnis – der Bund der Steuerzahler legt in seinem Schwarzbuch Fälle offen, in denen die öffentliche Hand aus Sicht der Verbands allzu sorglos mit Steuergeldern umgeht. Auch aus Bayern haben es wieder einige Fälle ins Schwarzbuch geschafft. Eine oberbayerische Auswahl:

Ludwigs Venusgrotte

Für seine Vision einer künstlichen Tropfsteinhöhle samt Beleuchtung im Park von Schloss Linderhof (Kreis Garmisch-Partenkirchen) ließ Ludwig II. einst eines der ersten Elektrizitätskraftwerke der Welt bauen. 1877 war die Venusgrotte fertig – seitdem hat das Wasser der historischen Grotte still, aber stetig zugesetzt. Insgesamt neun Jahre haben sich Experten den Kopf darüber zerbrochen, wie Ludwigs Bauwerk sinnvoll restauriert werden kann. 2016 gab der damalige Finanzminister Markus Söder den Startschuss und sagte: „Die 25 Millionen Euro zur Wiederherstellung dieses bayerischen Kulturguts sind gut investiertes Geld.“ Doch bei diesen 25 Millionen sollte es nicht bleiben. Mittlerweile rechnet das Finanzministerium mit Kosten von über 33 Millionen Euro – und ob die Bauarbeiten bis 2022 abgeschlossen sind, ist ebenfalls fraglich. Der Bund der Steuerzahler schimpft: die Kostensteigerung trage allein der Steuerzahler. Und die 33 Millionen seien bestimmt noch nicht das Ende von Ludwigs Fahnenstange.

Der krumme Steg

Eigentlich sollte der Arnulfsteg in diesen Tagen fertiggestellt werden. So war der Plan noch vor drei Jahren. Doch ein Blick von der Münchner Hackerbrücke in Richtung Arnulfpark zeigt: Es wird noch eine ganze Weile dauern, bis die mächtige Fuß- und Radwegbrücke die Maxvorstadt über 37 Gleise mit der Schwanthalerhöhe verbindet. Und es wird auch deutlich mehr kosten als ursprünglich geplant, weil die zuerst beauftragten Bauunternehmen nicht in der Lage waren, die geschwungene Brückenform zu realisieren. Die Folge: Auftrag gekündigt, neue Ausschreibung, verschobene Fertigstellung auf 2020 und eine Kostensteigerung auf 26,3 Millionen statt der eigentlich veranschlagten 18 Millionen. „Bleibt zu hoffen, dass die Stadt wenigstens einen Teil davon von den zuerst beauftragten Unternehmen ersetzt bekommt“, sagt Maria Richt vom Steuerzahlerbund. Auch das kürzlich wiedereröffnete Gärtnerplatztheater hat es noch einmal ins Schwarzbuch geschafft. Mit einer Kostensteigerung bei der Sanierung von satten 70 Prozent auf insgesamt 121,6 Millionen Euro.

Herrschinger Bäume

In Herrsching (Kreis Starnberg) hat die Gemeinde ein neues Verkehrskonzept für 234 000 Euro erstellt. In der Folge wurden unter anderem 25 Pflanztröge an Einfahrten, Straßeneinmündungen und Parkflächen aufgestellt. Darin je ein Baum. Mancher Anwohner schimpft, weil durch die massiven Tröge die Schulkinder neben der Straße kaum mehr zu sehen seien – und verkehrsberuhigend würden die zusätzlichen Bäume schon gleich gar nicht wirken. Der Steuerzahlerbund findet: „Weniger an Grün und Kosten wäre hier vielleicht mehr gewesen.“ Der Herrschinger Bürgermeister Christian Schiller sieht’s entspannt: Die Verkehrsberuhigung sei von den Bürgern gewünscht gewesen.

Die Marderbrücke

Und dann sind da ja noch eine Brücke und eine Unterführung an der A 99 bei Unterföhring und Grasbrunn (Kreis München). Beide wurden für jeweils siebenstellige Beträge zu „Tierquerungen“ umgebaut. Bleibt laut Steuerzahlerbund nur zu hoffen, dass Hase, Marder, Reh und Fledermaus die Querungen auch tatsächlich nutzen.  dg/grä

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