Trauer um Weihbischof Siebler

von Redaktion

Sein verschmitztes Lächeln, sein hintergründiger Humor und sein Eintreten für die Armen bleiben unvergessen: Engelbert Siebler, langjähriger Münchner Weihbischof, ist gestorben. Das Münchner Erzbistum trauert um ein Original.

VON CLAUDIA MÖLLERS

München – In der „Leberkas-Etage“ fühlte er sich immer wohler als bei den Großkopferten, er wollte den Menschen nahe sein. Gerade den kleinen Leuten, gerade auch der Jugend. Engelbert Siebler, der 26 Jahre Weihbischof für die Region München im Erzbistum München und Freising war, ist in der Nacht zum Freitag im Alter von 81 Jahren gestorben. Im Erzbistum trauert man um einen Seelsorger, der für seinen Freimut bekannt und außerordentlich beliebt war. „Ich sehe meine Aufgabe darin, bei den Leuten zu sein“, hatte er vor zwei Jahren in einem Gespräch mit unserer Zeitung gesagt. Das war auch so etwas wie sein Lebensmotto.

Engelbert Siebler war eine Karriere nicht in die Wiege gelegt. Er wuchs auf einem Bauernhof in Jartz im Landkreis Freising auf – den Kontakt zu seiner Heimatgemeinde hat er sein Leben lang gehegt und gepflegt. Im Januar 2015 wurde er für seine Heimatverbundenheit mit der Ehrenbürgerwürde ausgezeichnet. Er wollte in jungen Jahren zunächst gar nicht Priester werden. Sondern Lehrer. Siebler unterrichtete im Luisengymnasium in München Deutsch, Geschichte und Erdkunde – bis ihm klar wurde, dass er nicht sein Leben lang Grammatik und Geschichtsdaten in Schülerhirne pauken will. Dann kam der Gedanke, Priester zu werden. Auch in diesem Beruf blieb er zunächst im Schulbereich tätig – bis er 1986 zum Weihbischof ernannt wurde. Mit etwas Bauchgrimmen trat er das Amt an, denn er fürchtete, dass er fortan jedes Wort auf die Goldwaage legen müsste. Aber das tat er wahrlich nicht.

Aufgeschlossen und offen ging er seine Aufgabe an, was ihm große Popularität im Erzbistum einbrachte. Weihbischof Siebler feierte an Heiligabend mit Obdachlosen im Hofbräuhaus, zog an Karfreitag mit Migranten durch München, begleitete als Präsident des Bayerischen Pilgerbüros über 50 Reisen ins Heilige Land. Über 68 000 Mädchen und Jungen spendete er die Firmung, vielen auch noch nach seiner Emeritierung 2012. Bei regelmäßigen Kaminabenden in seinem Haus führte er in geselliger Atmosphäre die unterschiedlichsten Menschen zusammen. Unter seinen Freunden waren auch Schriftsteller und Künstler.

Auch die Ökumene pflegte der redegewandte und schlagfertige Seelsorger. Susanne Breit-Keßler, evangelische Regionalbischöfin für München und Oberbayern, kannte ihn gut. „Ich habe sehr, sehr gut mit ihm zusammengearbeitet“, sagt sie und fügt hinzu: „Weil er immer eigene Ideen hatte.“ Sie waren nicht immer einer Meinung – aber sie habe sich gut mit ihm austauschen können. „Wir haben das im Gespräch geregelt, es war die maximale Kommunikation.“ Freilich, dass er oft zunächst auf seinem Standpunkt beharrte und sehr deutlich seine Meinung sagen konnte, das stimme auch. „Aber ich mag das, wenn jemand ein klares Profil hat. Da weiß man, wo man dran ist.“

Noch am 13. Juni dieses Jahres predigte Siebler bei der Antoni-Messe in Partenkirchen. Er schien lebhaft und fit wie gewohnt, legte den Zuhörern ans Herz, den Armen und Hungernden zu helfen. Aber da war er schon sehr krank. Jetzt starb er an den Folgen der schweren Krankheit. „Ich bin wirklich traurig und sehr erschrocken“, sagt Susanne Breit-Keßler.

Wann das Requiem und die Beisetzung sein werden, ist noch nicht bekannt.

Artikel 13 von 19