Katholische Laien haben die Doppelmoral satt

von Redaktion

Ohlstadt – Wahlen bewegen in diesen Tagen nicht nur das politische Bayern – auch im Münchner Erzbistum ist am Freitag abgestimmt worden. Professor Hans Tremmel (54), seit acht Jahren Vorsitzender des Diözesanrats der Katholiken, ist auf der Herbstvollversammlung in Ohlstadt (Kreis Garmisch-Partenkirchen) mit 99 von 112 Stimmen (88,4%) für eine dritte Amtsperiode wiedergewählt worden.

Dass er mit Energie und Entschiedenheit die nächsten vier Jahre im katholischen Laiengremium angehen wird, hatte er zuvor in seinem Bericht zur Lage unter Beweis gestellt. Dabei ging er mit der Kirche kritisch ins Gericht. Keinerlei Relativierung lässt er etwa im Umgang der Kirche mit dem Missbrauchsskandal gelten. „Ich jedenfalls werde diese Verbrechen nicht mit den Umständen rechtfertigen und diese systematischen Machenschaften innerhalb der Kirche nicht mit dem Hinweis auf Sportvereine, weltliche Internate oder gar Familien relativieren. Es ist und bleibt ein himmelschreiendes Unrecht, ein beschämender Skandal besonders für die Nachfolger Jesu, die sich in Persona Christi an den Altar stellen“, betonte er. Allerdings dankte er ausdrücklich der Münchner Diözesanleitung, die schon 2010 nichts vertuscht oder beschönigt habe. Jetzt aber könne man nicht zur Tagesordnung übergehen, sondern müsse eine ehrliche Debatte über den Zölibat und veränderte zeitgemäße Kriterien für den Priesterberuf führen.

Tremmel sprach sich für eine echte Beteiligung von Frauen und Laien an der Macht in der Kirche aus. Ebenso forderte er eine „glaubwürdige, menschenfreundliche Sexualmoral mit einem realistischen Bild von Homosexualität generell und von schwulen Priestern im Besonderen“. Dem Rektor der Jesuitenhochschule St. Georgen trotz Wahl die Bestätigung durch den Vatikan zu verweigern, weil dessen Aussagen zur Homosexualität nicht gefielen, dafür „fehlt mir jegliches Verständnis“. Die in einigen Statements durchscheinende Doppelmoral und „die völlig undifferenzierten Aussagen zu schwierigen Themen haben wir Räte satt bis oben hin“. Man sei es leid, dafür den Kopf hinhalten zu müssen.

Generalvikar Peter Beer sieht die Kirche angesichts des Missbrauchs vor historischen Veränderungen. „Der Gott der Geschichte, wenn es ihn denn gibt, hat uns kräftig in den Hintern getreten. Das war offenbar notwendig.“ Bei den Veränderungen stehe man erst am Anfang.

CLAUDIA MÖLLERS

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