Mehr Wildunfälle, höhere Schäden

von Redaktion

München – In der herbstlichen Dämmerung müssen Autofahrer besonders gut aufpassen: Auf Straßen, die an Waldstücken oder Feldern vorbeiführen, kreuzen jetzt wieder vermehrt Rehe, Hirsche und Wildschweine ihren Weg. Immer wieder kommt es dabei zu Zusammenstößen – und die Zahl der Unfälle scheint stetig zuzunehmen.

Laut einer Statistik der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) gab es im vergangenen Jahr in Deutschland 275 000 Wildunfälle. 11 000 mehr als noch im Jahr 2016. „Seit drei Jahren zeigt sich ein Trend zu mehr Kollisionen und höheren Schäden“, heißt es in einer Mitteilung der GDV. Die wirtschaftlichen Schäden lagen im Jahr 2017 bei 744 Millionen Euro. Im Schnitt würden täglich 750 Wildtiere vor Autos laufen.

Auch in Bayern gibt es immer mehr Wildunfälle, weiß Ramona Pohl vom Bayerischen Jagdverband (BJV). Einen bestimmten Grund für die Zunahme kann die Försterin aber nicht nennen. „Da kommen viele Faktoren zusammen“, sagt sie.

Ein wesentlicher Punkt sei laut Pohl jedoch, dass sich Autofahrer nicht an Geschwindigkeitsbegrenzungen halten würden. Selbst an Stellen, an denen Straßenschilder auf Wildwechsel hinweisen, würden viele Autofahrer nicht langsamer fahren. Ein weiteres großes Problem sieht die Försterin in der Zerteilung der Lebensräume durch Straßenausbau. „Es gibt Waldstücke und Hecken, die die Tiere als Ruhefelder benutzen. Die Gebiete, in denen sie Nahrung finden, sind andere – und genau dazwischen liegt oft eine Straße. Sie führt sozusagen zwischen Schlaf- und Esszimmer hindurch“, erklärt sie.

Steigende Wildtierpopulationen sieht die Försterin dagegen nicht als Hauptursache für Unfälle. „Rehe vermehren sich nicht explosionsartig“, so Pohl, „lediglich bei Wildschweinen gibt es einen Anstieg.“ Im Gegensatz zu Rehen und Hirschen könne das Schwarzwild allerdings lernen, den Verkehr einzuschätzen.

Nähert sich ein Tier der Straße, sollte der Fahrer sofort die Geschwindigkeit reduzieren, das Fernlicht abblenden und eventuell hupen. „Man muss immer mit weiteren Tieren rechnen. Gerade im Herbst bilden Rehe Gruppen“, sagt Pohl. Ist ein Zusammenstoß unausweichlich, sollte der Fahrer auf keinen Fall ausweichen, sondern abbremsen und das Lenkrad festhalten.

Nach einem Unfall ist es wichtig, Ruhe zu bewahren. „Warnblinkanlage einschalten, Warnweste anlegen und dann die Unfallstelle mit einem Warndreieck absichern“, heißt es in einem Merkblatt des BJV. Anschließend sollte der Unfallverursacher die Polizei benachrichtigen. Wurde das Tier getötet, ist die Bergung Aufgabe des Försters oder Jagdwächters. Mitgenommen werden darf das Wild auf gar keinen Fall: Damit macht sich der Autofahrer der Wilderei schuldig.

MARION NEUMANN

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