München – Obwohl die Landtagswahl erst ansteht, plant Wissenschaftsministerin Kiechle schon für die Zukunft. Und die sieht die erst vor knapp sieben Monaten ans Ministerium gewechselte Medizinerin in der Politik. Sie wolle ein bayerisches Spitzenwissenschaftler-Programm „Die Besten für Bayern“ ins Leben rufen, kündigte sie am Montag zum Semesterstart an.
Dieser Start ist durchaus rekordverdächtig. Die Zahl der Studierenden ist auf mehr als 394 000 gestiegen, das sind 4000 mehr als im vergangenen Jahr. 68 000 sind Studienanfänger. „Bayern bleibt für Studierende hochattraktiv“, folgerte Kiechle. Sie führt das auch auf eine erfolgreiche Regionalisierungsstrategie ihrer Amtsvorgänger zurück, denn Bayern habe seit 2014 Universitäts-Institute und Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) gezielt in kleinere Städte ausgelagert. Die Studentenzahl dort habe sich in den vergangenen Jahren mehr als verdoppelt.
Mehr Studenten benötigen mehr Wohnraum – und München ist hier die teuerste Stadt (siehe dazu Bericht im Wirtschafts-Teil). Mit Neuigkeiten zum Bau von Studentenwohnheimen konnte die Ministerin allerdings nicht aufwarten.
Immerhin: An der neuen Technischen Universität Nürnberg, die erste bayerische Uni-Neugründung seit über 40 Jahren und als Campus-Uni geplant, sind auch Wohnheime geplant. In einigen Jahren sollen dort 5000 bis 6000 Studenten eingeschrieben sein. Zudem gibt es etliche neue Studiengänge, etwa Medizinische Informatik an der Uni Augsburg oder Bioökonomie an der TU München. Außerdem kann man ab nächstem Wintersemester auch in Augsburg Medizin studieren – im Endausbau soll die Medizinfakultät 1500 Studienplätze bieten.
Besonderen Ehrgeiz will Kiechle in den Aufbau eines Spitzenwissenschaftlerprogramms legen. Sie wolle den „besten Köpfen“ ein eigenes Programm anbieten mit „international konkurrenzfähigen Konditionen“, kündigte sie an. Dazu zähle eine höhere Dotierung als üblich genauso wie eine Reduzierung der (häufig als lästig empfundenen) Lehrverpflichtungen. „Ein Einstein der Physik“ und eine „Madame Curie der Chemie“ müssten nach Bayern gelotst werden. Kosten und etwaige Neiddiskussionen unter den Professoren dürfe man nicht scheuen, erklärte Kiechle. „Ein Neymar kostet auch mehr als ein Götze.“
Bayerns Universitäten sind die besten in Deutschland, aber längst nicht die besten in der Welt. Nach der Rangliste von Times Higher Education, wo jährlich 200 Universitäten bewertet werden, rangieren die beiden britischen Renommier-Anstalten Oxford und Cambridge auf Platz 1 und 2, gefolgt von der Stanford University in den USA. Beste Universität außerhalb der angloamerikanischen Welt ist demnach die ETH Zürich (Platz 11). Die Münchner Ludwig-Maximilians-Universität liegt auf Platz 32, die TU München auf Platz 44.
Einer der Faktoren bei diesen Ranglisten ist auch die Beschäftigung von Frauen. „Bayern hat hier die rote Laterne“, gab Kiechle unumwunden zu. Nur 19,2 Prozent der Professoren sind weiblich – Zielgröße seien aber mindestens 30 Prozent. „Gemischte Teams sind erfolgreicher“, sagte Kiechle. Sie werde die Karriere von Wissenschaftlerinnen in Zielvereinbarungen mit den einzelnen Unis einfordern.
Noch offen ist die Frage, ob die HAW künftig ein eigenes Promotionsrecht erhält. Die HAW München habe dazu eben erst Vorschläge eingereicht. Sie werde das prüfen „und sage nicht von vornherein Nein“, erklärte Kiechle.