München – Die AfD steht auch in Bayern vor der Landtagstür – da trifft es sich wahrscheinlich gut, dass die Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit neu aufgestellt werden soll. Zum Jahresende geht der bisherige Direktor Harald Parigger, bekannt auch als erfolgreicher Autor historischer Jugendbücher, in den Ruhestand. Seinen Nachfolger will Kultusminister Bernd Sibler (CSU) am kommenden Donnerstag vorstellen: Es wird wieder (Parigger war Gymnasialdirektor in Grafing) ein Schulleiter sein: Oberstudiendirektor Rupert Grübl leitete bisher das Gymnasium in München-Fürstenried. Er ist ursprünglich Geschichts- und Sozialkundelehrer. Offizieller Dienstantritt von Grübl ist am 1. Januar 2019, sofern nicht in letzter Minute noch eine Konkurrentenklage eintrifft (die Einspruchsfrist gegen die Stellenbesetzung läuft formell bis Donnerstag) und das Ganze verzögert.
Die Neubesetzung erfolgt gleichzeitig mit einem grundlegenden Umbau der Landeszentrale, die teilweise noch etwas hinter den Erfordernissen der Moderne zurückgeblieben ist. Zum Beispiel gibt es bisher weder Twitter- noch Facebook-Auftritt, von Instagram ganz zu schweigen. Er wolle seinem Nachfolger nicht vorgreifen, sagt Parigger, doch um Personal mit Online-Erfahrung werde man künftig nicht herumkommen. Zwölf neue Stellen sind geplant – fast doppelt so viele wie bisher. Außerdem firmiert die Landeszentrale künftig als Anstalt des öffentlichen Rechts. Das bedeutet: Sie ist formell nicht mehr dem Kultusministerium unterstellt. Statt eines parlamentarischen Beirates, der nach Proporz der Parteien im Landtag besetzt wurde, gibt es künftig einen Verwaltungsrat. Dessen Mitglieder werden gewählt – das eröffnet die Möglichkeit, unliebsamen Abgeordneten (zum Beispiel der AfD) direkte Einflussnahme zu verweigern.
Neben dem klassischen Bildungsauftrag, durch gelehrte Bücher über das Funktionieren des Staatswesens aufzuklären, wird sich die Landeszentrale wohl auch mehr um einfachere Angebote bemühen müssen. Erste Ansätze gab es schon unter Parigger. Beispielsweise hat die Landeszentrale das Gruppen-Brettspiel „Weltfrieden in Gefahr. Eine spannende Reise für Religion und Toleranz“ entwickelt. Außerdem wurde für die Arbeit mit Flüchtlingen eine Loseblatt-Sammlung „Mein Leben in Bayern“ erstellt, die laut Parigger sehr gut ankam. „Wenn früher große Würfe gefragt waren, so gilt es heute, niederschwellig anzusetzen“, sagt der scheidende Direktor. DIRK WALTER