Markt Indersdorf – Dominik Sedlmair sitzt in der Fahrerkabine und lenkt den roten Brummer auf das Feld hinter Markt Indersdorf im Landkreis Dachau. Er sucht die Spur, dann lässt er das Lenkrad los, den Rest erledigt die GPS-Steuerung. Erst beim Wenden greift er wieder ein. In dem Fass auf dem Ausbringfahrzeug gluckern 20 Kubikmeter Wirtschaftsdünger, heute keine Gülle, sondern Gärreste aus der Biogasanlage, die mit dem Spezialfahrzeug auf das Feld ausgebracht werden. Mit einer Methode, die den Geldbeutel der Landwirte, die Nasen der Anwohner und die Umwelt schont.
Mit der neuen Düngeverordnung, die auch eine Reaktion auf die vielerorts zu hohen Nitratwerte im Boden ist (siehe Kasten), müssen viele Bauern ihre Gülleausbringung umstellen. Es gibt neue Sperrfristen, viele Landwirte müssen eine sogenannte Stoffstrombilanz erstellen und dürfen Stickstoff- und Phosphatdünger nicht mehr so nah wie bisher an Gewässern und in Hanglagen ausbringen. Nach einer Übergangsfrist sind zudem neue Vorgaben bei der Ausbringtechnik geplant: So darf Gülle dann nur noch streifenförmig auf den Boden aufgebracht werden und muss innerhalb von vier Stunden eingearbeitet werden. Für viele Bauern heißt das: Teure neue Maschinen müssen her.
Doch in einigen Regionen Bayerns sind die Landwirte der Zeit voraus. Zum Beispiel im Landkreis Dachau. Vor 22 Jahren taten sich dort auf Initiative des damaligen Maschinenring-Geschäftsführers 26 Bauern zu einer Gülleausbringgemeinschaft zusammen und schafften sich ein gemeinsames Fahrzeug an. Das Ziel der „Terragüll Dachau“: eine bodenschonende und effiziente Gülleausbringung. Heute funktioniert das so: An dem Ausbringfahrzeug ist eine Vorrichtung angebracht, die vier Schritte auf einmal erledigt. Erst wird der Boden aufgeschlitzt, in diese Spur fließt der Wirtschaftsdünger, dann wird die Rille wieder zugeschüttet und festgedrückt – alles automatisch, die richtige Düngemenge steuert der Computer. „Durch diese bodennahe Ausbringung gibt es weniger Ammoniakemissionen“, sagt der Landwirt und Terragüll-Vorsitzende Josef Götz. Das schont die Umwelt, weil kaum Stickstoff in die Luft entweicht, der sonst irgendwo anders im Ökosystem landen würde, wo man ihn nicht brauchen kann. Es stinkt nicht, zur Freude der Anwohner. „Außerdem sparen wir uns zusätzlichen Mineraldünger. Wir arbeiten also effizienter – so wie es die neue Düngeverordnung fordert“, sagt der stellvertretende Vorsitzende Bernhard Reischl.
Ein weiterer Vorteil für die Bauern ist die Arbeitsteilung. Die Landwirte selbst müssen nur dafür sorgen, dass ihr Wirtschaftsdünger im Fass an den Feldrand gebracht wird. Ein Fahrer, wie zum Beispiel Dominik Sedlmair, kümmert sich dann um die Ausbringung – er weiß am besten, wie sich das 4,80 Meter breite und damit bodenschonende Gefährt auf dem Feld steuern lässt.
Die Kosten für die Maschinen, die Fahrer und die ganze Abwicklung teilen sich die Mitglieder auf. Denn für einen Betrieb alleine ist die Investition in so ein Ausbringfahrzeug kaum zu stemmen: Etwa eine halbe Million Euro kostet der rote Riese samt Anbaugerät. Rund 34 000 Hektar Fläche hat die Güllegemeinschaft in den vergangenen 22 Jahren abgefahren. Derzeit hat die Terragüll 28 Mitglieder. Und Josef Götz kann sich gut vorstellen, dass im Zuge der neuen Düngeverordnung noch das eine oder andere dazukommt.