Der Vatikan hat sich bestürzt über Berichte von Kindesmissbrauch durch Priester in den USA geäußert. Zu diesem Bericht aus Pennsylvania, nach dem sich über 300 Priester in den vergangenen 70 Jahren an Tausenden Kindern vergangen haben (wir berichteten), gebe es lediglich zwei Worte: „Scham und Bedauern“, teilte der Vatikan am Donnerstagabend mit. Die in dem Bericht der Staatsanwaltschaft angeführten Missbrauchsfälle seien „kriminell und moralisch verwerflich“, erklärte Vatikan-Sprecher Greg Burke. Den Opfern sei ihr Stolz und ihr Glauben geraubt worden. Die Kirche müsse „harte Lektionen“ aus ihrer Vergangenheit ziehen. Sowohl die Verantwortlichen als auch diejenigen, die diesen Missbrauch ermöglicht hätten, sollten zur Rechenschaft gezogen werden. Der Papst stehe an der Seite der Opfer. Die Kirche wolle die Opfer anhören, um den „tragischen Horror, der das Leben der Unschuldigen zerstört“, auszumerzen.
Nach der Erklärung von Pennsylvanias Generalstaatsanwalt Josh Shapiro geht es um sexuellen Missbrauch bis hin zu Vergewaltigung und gezielte Vertuschung. Die Vorwürfe erstrecken sich auf sechs der acht Diözesen in Pennsylvania. Etwa tausend Opfer seien bisher identifiziert worden. Shapiro sprach vom bisher umfassendsten in den USA veröffentlichten Bericht zu Kindesmissbrauch innerhalb der Kirche. Auch hatte die Kirchenführung versucht, durch massive Vertuschungsaktionen die Geschehnisse unter der Decke zu halten.
Der Bischof von Pittsburgh (Pennsylvania), David Zubik, bestritt eine systematische Vertuschung. „Es gab keine Vertuschung“, sagte er. Jedoch entschuldigte er sich für die Geschehnisse. Der Erzbischof von Washington und frühere Bischof von Pittsburgh in Pennsylvania, Donald Wuerl, hatte bereits in einem Brief an den Klerus davor gewarnt, der Bericht werde „grundlegend erschreckend“ sein. Zu dem Bericht haben auch eine halbe Million Dokumente beigetragen, die bislang in den Geheimarchiven der Bistümer unter Verschluss gehalten worden waren. Die Ermittler in Pennsylvania hatten sich mit juristischem Druck Zugang verschafft. Mehrere der identifizierten Geistlichen hatten sich gegen die Veröffentlichung ihres Namens gewehrt, was die Publikation des Berichts verzögerte. Darunter sind nach Angaben von Shapiro auch hochrangige Kirchenvertreter.
Die US-Bischofskonferenz hat angesichts des jüngsten Missbrauchsskandals tief greifende Reformen angekündigt. Zudem bittet sie den Vatikan, das Geschehene im Rahmen einer sogenannten Visitation zu untersuchen. Die katholische US-Kirche stehe vor einer „moralischen Katastrophe“, so der Konferenzvorsitzende Kardinal Daniel DiNardo. Er kündigte einen umfassenden Reformplan an, „damit sich die Sünden und Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen“. Im Kampf gegen Missbrauch will die Bischofskonferenz außerdem stärker auf die Expertise von Laien setzen. Diese sollten an führender Stelle in die Reformen eingebunden werden. dpa/kna