Icking – Die Feuerwehren aus Icking und Wolfratshausen wurden um 2.45 Uhr am Montagmorgen alarmiert. Zunächst schien alles nicht so dramatisch. „Die ursprüngliche Meldung hieß Zimmerbrand am Isarweg“, sagt Kreisbrandrat Karl Murböck. Doch als die Feuerwehrleute zu löschen anfingen, kam es zu einem sogenannten Flash-Over. Der entsteht, wenn Sauerstoff auf einen Schwelbrand trifft. Explosionsartig verbreiteten sich die Flammen, im Nu brannte das ganze Dach. Die ehemalige Reithalle, die mittlerweile zu Wohnräumen für Sozialschwache umgebaut worden war, sowie das angrenzende Wohnhaus, das ehemalige Restaurant Stefani, brannten lichterloh. Umgehend wurden die umliegenden Feuerwehren aus nicht weniger als neun Ortschaften zu Hilfe gerufen. 180 Männer kämpften gegen die Flammen am Isarhochufer an, einer verletzte sich bei dem Einsatz leicht.
In dem Gebäude wohnten zehn Personen. Drei galten zunächst als vermisst. „Die Feuerwehrleute konzentrierten sich daher als Erstes auf deren Rettung sowie auf den Schutz der umliegenden Gebäude“, berichtete Markus Zimmerer, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd. Einen 74-jährigen Mann bargen die Einsatzkräfte schwer verletzt. Er kam zur weiteren Behandlung in eine Münchner Spezialklinik. Sein Zustand ist laut Polizei kritisch, aber mittlerweile stabil. Für zwei weitere Bewohner kam jede Hilfe zu spät, sie konnten nur noch tot geborgen werden. „Zu ihrer Identität können wir noch keine Angaben machen, da sie bis zur Unkenntlichkeit verbrannt sind“, sagt Zimmerer. Nähere Aufschlüsse soll eine Obduktion in der Münchner Rechtsmedizin erbringen.
Zur Brandursache gab es gestern keine Angaben. Brandfahnder der Kripo Weilheim haben die Arbeit aufgenommen. Es ist zu erwarten, dass auch das Landeskriminalamt hinzugezogen wird. Der Sachschaden liegt bei geschätzt mehreren 100 000 Euro.
Fünf Bewohner, die mit dem Schrecken davongekommen sind, versuchte die Gemeinde Icking im Laufe des Vormittags andernorts unterzubringen. Bis zum Mittag hatten Bürgermeisterin Margit Menrad und ihre Mitarbeiter damit teilweise schon Erfolg. „Für einige suchen wir aber noch.“ Die Löscharbeiten gestalteten sich wegen der besonderen Lage am Isarhochufer äußerst schwierig. „Das Gelände fällt hier steil ab, das Gebäude selbst ist nur über eine einzige Straße zu erreichen“, erklärt Murböck. Um die Wasserversorgung sicherstellen zu können, wurden die Schläuche teilweise über die B 11 gelegt, was zur Folge hatte, dass der Verkehr umgeleitet werden musste. Erst am späten Vormittag war die Straße wieder frei.
Eigentümer des Geländes ist seit 2003 Johann Abfalter, der Betreiber der Leonhardsquelle bei Rosenheim. Er wollte auch in Icking Heilwasser fördern und hatte vor, das ganze Areal inklusive ehemaligem Reitstall umzubauen. Erst kürzlich erläuterte er dem Gemeinderat seine Pläne. Die Rede war von Büroräumen, Seminaren und einer Abfüllanlage. Wie es damit weitergeht, ist im Moment völlig unklar.