Mein Dorf – Roßsteinalmen

„Wir sind vier Leute auf fünf Hütten“

von Redaktion

Jede Woche beantwortet ein Oberbayer Fragen rund um seine Heimat. Kathi Gerlmaier (31) aus Gaißach verbringt den Sommer auf einer Alm in der Nähe von Lenggries im Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Dort oben geht die Arbeit nie aus und der Ausblick ist einzigartig.

-Wo genau liegt Ihr Zuhause für den Sommer?

Die Roßsteinalmen sind ungefähr zwei Stunden Fußweg von Lenggries auf 1500 Meter. Wir sind vier Menschen auf fünf Hütten und 200 Hektar Almgebiet. Heuer ist mein zweites Jahr hier oben.

-Fahren Sie regelmäßig nach Lenggries?

Nur wenn es unbedingt nötig ist. Das letzte Mal war ich Anfang Juli im Ort und davor Ende Mai. Ich hab ja hier oben alles, was ich brauche. Ein Strom-Aggregat, weil ich zum Melken Strom brauche. Wasser muss ich pumpen, damit ich eine Reserve hab’. Erhitzen kann ich das nach Bedarf auf dem Holzherd.

-Wie viele Kühe müssen gemolken werden?

Ich hab vier Kühe, die ich melken muss. Dazu vier Kälber, zwei Schweine und zwei Hühner. Die Kühe sind eigentlich immer draußen. Nur wenn es ihnen zu heiß wird, kommen sie zum Stall und wollen rein. Bei schlechtem Wetter bleiben sie aber gern draußen. Am wohlsten fühlen sie sich ja bei vier Grad über null.

-Das ist kalt. Ich schätze, bei Ihnen in der Almhütte ist es deutlich wärmer.

Bei mir wird es nie so kalt. Ich muss ja in der Früh schon immer einheizen, weil ich auch heißes Wasser zum Arbeiten brauche. Zum Käsepflegen zum Beispiel. Das geht schon um viertel nach vier morgens los.

-Und wie geht der Tag dann weiter?

Wenn eingeheizt ist, geh’ ich raus und suche die Kühe, damit ich sie zum Melken in den Stall treiben kann. Dann wird gemolken. Bis alles aufgeräumt und abgespült ist, ist meistens schon Mittag. Dann koch’ ich manchmal was, oft gibt es aber auch nur eine Brotzeit. Nach dem Essen muss ich nach dem Jungvieh schauen. Die Runde dauert so zwei Stunden. Ich schau nach, ob die Glocken noch dran sind, ob Augen und Füße gesund sind, und ob sie noch fressen und wiederkäuen.

-Wie verbringen Sie Ihre Freizeit hier oben?

Freie Zeit ist knapp bemessen. Aber ich trinke gerne mal eine Tasse Kaffee mit den Nachbarn. Davon gibt’s drei Stück. Der Stefan ist 83, der Maxi 18. Dann gibt’s noch die Marianne. Die besuch’ ich gern am Sonntagnachmittag. Sie hat ihre Hütte auch bewirtschaftet. Da kommen viele Einheimische vorbei und es gibt sehr guten Apfelkuchen. Zum Ratschen hat man also immer Gelegenheit. Nach Feierabend sitze ich bei gutem Wetter auf der Bank vorm Haus.

-Ein besonderer Platz?

Ja. Wir genießen unsere Aussicht. Man sieht alles vom Guffert bis zur Zugspitze, Karwendel, Wallberg, Hirschberg, ja sogar einen Zipfel vom Tegernsee.

Interview: Laurenz Gehrke

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