Erste Bilanz der amnestie

Weniger Waffen als erhofft abgegeben

von Redaktion

Von Lucas sauter orengo

München – Markus Landtaler hat einiges erlebt, seit Bayerns Innenministerium die Waffenamnestie ausgerufen hat. „Die Leute waren unsicher, wenn sie mit Gewehren oder Pistolen zu uns kamen“, sagt der Sachbearbeiter für Waffen, Munition und Sprengstoff bei der Polizei Bad Tölz. Er findet es gut für die Sicherheit in Oberbayern, dass weniger Waffen im Umlauf sind. Aber er sagt auch: „Es wurde auch eine ganze Menge Klump abgegeben.“ Damit meint er zum Beispiel Schreckschusspistolen oder Luftgewehre. Vor allem ältere Menschen hatten alte Waffen aus Familienbesitz seit Jahren auf dem Dachboden gelagert. „Sie wollen sie einfach aus ihrem Haus haben.“

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) wollte mit der Amnestie die Waffenzahl im Freistaat reduzieren. Einen konkreten Auslöser gab es nicht. Bei der ersten Sammelaktion 2009 war das anders: Das war kurz nach dem Amoklauf von Winnenden. Ein 17-Jähriger hatte in einer Schule 15 Menschen getötet und anschließend sich selbst das Leben genommen. Damals gaben die Deutschen etwa 200 000 Waffen ab.

Ende 2017 waren in Oberbayern mehr als 372 000 Schusswaffen amtlich registriert, berichtet eine Sprecherin der Regierung von Oberbayern. Aktuellere Zahlen liegen ihr noch nicht vor.

Die meisten Waffen dürften im Landkreis Weilheim-Schongau abgegeben worden sein – nämlich rund 600, „vom Revolver bis zum uralten Karabiner“, wie der Leiter der Polizeiinspektion Schongau sagte. Überraschend: Der Kreis München liegt nicht vorne, dort waren es 272 Waffen (66 illegale). Auch die Starnberger liegen mit 185 Waffen (92 illegale) dahinter. Genauso wie Erding mit 52 Kurz- und Langwaffen.

Damit Waffen legal sind, ist eine sogenannte Waffenbesitzkarte nötig. Die bekommen etwa Jäger, Sportschützen oder Waffensammler. „Viele Menschen finden beim Aufräumen oder bei Umzügen alte Gewehre und Schusswaffen auf dem Dachboden und im Keller“, erklärt Landtaler. „Sie verstecken sie meist lieber, aus Angst, in Erklärungsnot zu geraten.“ In Bad Tölz waren es vor allem Witwen oder Erben, die Waffen auf seiner Dienststelle abgegeben haben. Dorthin brachten die Bürger 97 illegale Waffen. Im Kreis Garmisch-Partenkirchen wurden 29 „schwarze“ Erbstücke abgeliefert. Von den 71 im Kreis Freising ausrangierten Waffen waren 21 ohne den Waffenschein im Besitz. Ende 2017, zur Amnestie-„Halbzeit“ hatten die zuständigen Behörden 3500 Waffen in ganz Bayern aus dem Verkehr gezogen. Voraussichtlich im August wird das Innenministerium zum Ergebnis der Waffen-Amnestie Bilanz ziehen. Die Zahl insgesamt dürfte noch um einiges höher liegen als Ende 2017, weil viele Bürger ihre Waffe erst kurz vor Ende der Amnestie abgaben, wie es aus dem Landratsamt Weilheim-Schongau heißt. Schon jetzt lässt sich sagen: Meist wurden normale Schusswaffen wie Gewehre oder Kurzwaffen abgeliefert.

Doch einmal haben Markus Landtaler und seinen Kollegen einen ordentlichen Schrecken bekommen. Eine Frau mittleren Alters fuhr mit dem Auto vor die Dienststelle. Als sie den Kofferraum öffnete, blickten die Beamten auf ein riesiges Arsenal von Sprengstoffutensilien. Die hatten ihrem Vater gehört. „Zuerst haben wir uns freilich gewundert, am Ende haben die Kollegen aber nur Pyrotechnik und vergleichbar harmloses Zeug feststellen können“, sagt Landtaler. In Altötting musste kurzzeitig sogar das Landratsamt geräumt werden – ein Bürger wollte eine verrostete Handgranate im Büro abgeben. Im Nachhinein stellte sie raus, dass es eine ungefährliche Übungshandgranate war.

Die eingesammelten Objekte, darunter auch Munitionsstücke, werden vom Landeskriminalamt in München fachgerecht entsorgt. Auch wenn die Zahl der abgegebenen Waffen hätte höher sein können, ist Markus Landtaler froh, dass es die Amnestie gab. „Jede einzelne abgegebene Waffe ist ein Gewinn für die Sicherheit.“

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