München – Berge, Brotzeit und Bier. Dafür steht Bayern, dafür steht die Deutsche Alpenstraße. Rund 450 Kilometer schlängelt sich Deutschlands älteste Ferienstraße von Lindau am Bodensee durch zehn Landkreise in Richtung Osten nach Schönau am Königssee. Sie liegt zu Füßen von Schloss Neuschwanstein, führt über malerische Almhügel im Allgäu, durch schroffe Felswände in den bayerischen Alpen und vorbei an den bekanntesten Seen des Freistaats. Klöster und Landgasthöfe laden unterwegs zur Einkehr ein. Die Deutsche Alpenstraße vereint die bayerische Vielfalt. Trotzdem ist sie weitestgehend unbekannt.
Das will der Wirtschaftsbeirat Bayern ändern. „Sie soll zu den zehn bekanntesten Ferienstraßen der Welt gehören“, sagt Robert Salzl, Vorsitzender des Tourismusausschusses im Wirtschaftsbeirat. „Sie vereint alles, worauf wir in Südbayern stolz sind.“ Die Alpenstraße sei eine Route der bayerischen Originale. Quasi das bayerische Pendant zur Route 66, der berühmten, fast 4000 Kilometer langen Straße quer durch die Vereinigten Staaten.
Befahren ist die Deutsche Alpenstraße teilweise sogar wie die amerikanische Route 66. Vor allem im Sommer cruisen massenweise Motorradfahrer durch die kurvenreichen Straßen in den bayerischen Alpen. Robert Salzl vermutet, die Biker wüssten häufig nicht, dass sie auf der Deutschen Alpenstraße unterwegs sind.
Das ist ein hausgemachtes Problem der bayerischen Route 66. Im Gegensatz zum Original ist sie keine durchgehende Fernstraße, sondern ein Verbund von elf Bundesstraßen. Schilder, die den Verlauf der Deutschen Alpenstraße kennzeichnen, gibt es erst seit ein paar Jahren.
Die älteste Ferienstraße Deutschlands – den Weg vom Bodensee entlang der Alpen zum Königssee beschrieb König Maximilian II. erstmals in einem Reisebrief Mitte des 19. Jahrhunderts – flog lange Zeit unter dem öffentlichen Radar. Obwohl sie Ende der 1920er-Jahre eigentlich für reisende Urlauber geplant war. Umgesetzt haben die Queralpenstraße, so die ursprüngliche Bezeichnung, allerdings die Nazis. „Ausschlaggebend waren damals eher logistische Gründe“, erklärt Salzl. „Eine durchgehende Ost-West-Verbindung gab es in den 1930ern noch nicht.“ 1939, sechs Jahre nach Baubeginn, waren bereits 275 Kilometer durchgehend befahrbar. In ihrer jetzigen Form gibt es die Alpenstraße seit 1960.
Trotz des ursprünglichen Plans hinkte die Infrastruktur der Deutschen Alpenstraße lange hinterher. „Die Straßen waren nicht in dem Zustand, den man sich als Urlauber wünscht“, erklärt Salzl. Ein weiterer Grund, warum die Straße im öffentlichen Bewusstsein kaum angekommen ist. Mittlerweile ist die Tour von Ost nach West aber problemlos und vor allem komfortabel möglich.
Es müssen aber nicht die gesamten 450 Kilometer auf einmal sein. Auch Teilstücke mit mehrmaligem Halt sind eine Reise wert, sagt Salzl. Ein Tagesausflug sei deshalb auch für Münchner eine gute Idee. Einem Sprung in den Tegernsee könnte ein Besuch im Bergsteigerdorf Kreuth folgen, anschließend geht es den Achenpass hinauf zum Sylvensteinspeicher. Über die Bad Tölzer Altstadt könnte der Weg zur Einkehr im Kloster Benediktbeuern führen. Ein Querschnitt durch die Landschaft Bayerns innerhalb weniger Stunden. „Durch die verschiedenen Eindrücke entsteht ein ganz anderes, einzigartiges Erlebnis“, sagt Robert Salzl.
Die Vielfalt Bayerns auf 450 Kilometern erleben. Das soll die Deutsche Alpenstraße unter den zehn bekanntesten Ferienstraßen der Welt platzieren, hoffen Salzl und der Wirtschaftsbeirat. Zunächst sollten sie aber auch die Bayern kennen.