München/Seefeld – Die 32-Jährige hatte auf ihrer Tour bereits mehr als 1000 Höhenmeter überwunden und war mit ihren zwei männlichen Begleitern schon mehrere Stunden unterwegs gewesen. Das Trio wollte von der Unteren Wettersteinspitze über einen Grat zur Oberen Wettersteinspitze wandern, als die Frau um 12.15 Uhr in die Tiefe stürzte. Die Wettersteinspitzen liegen südwestlich von Mittenwald (Kreis Garmisch-Partenkirchen). Auf ihren Graten befindet sich die Grenze zwischen Bayern und Österreich. Es handelt sich um exponiertes Gelände – eine Sicherung wird aber nicht vorausgesetzt.
Als das Unglück passierte, befand sich die Gruppe in einer Höhe von 2140 Metern, teilte die Landespolizeidirektion Tirol am Sonntag mit. Die Frau war mit gutem Schuhwerk unterwegs, als sie abstürzte. Ihre zwei Begleiter erlitten einen schweren Schock, sagte ein Sprecher der Landespolizei Tirol unserer Zeitung. „Sie setzten einen Notruf ab und stiegen dann selbst ins Tal zurück, wo sie von Mitarbeitern des Kriseninterventionsteams betreut wurden.“ Die Leiche der Frau wurde mit dem Notarzthubschrauber der Polizei ins Tal gebracht.
Das Gelände, in dem die Frau und ihre zwei Begleiter unterwegs waren, ist schwierig, aber noch kein Bereich, in dem man klettern muss. Laut Tiroler Landespolizei löste sich dort eine Felsschuppe unter den Füßen der Bergsteigerin. Sie strauchelte, verlor den Halt und stürzte ab, 60 Meter tief über steiles, felsiges Gelände.
Der Grat, auf dem die Dreiergruppe im Gemeindegebiet von Leutasch wanderte, ist nur für geübte Bergsteiger überhaupt erreichbar, sagt Thomas Bucher, Sprecher des Alpenvereins. In so einem Gelände könne immer etwas passieren. „Auch die besten Bergsteiger können verunglücken, ich weiß von mehreren guten Bergsteigern, denen das passierte, weil ein großer Block sich löste“, sagt Bucher. Das Gelände verlange einiges an Wachsamkeit und Trittsicherheit. Selbst bei bester Vorbereitung auf die Tour und guter Fitness bleibe immer ein Restrisiko. „Man lässt sich auf die Wildnis ein“, sagt Bucher.
Zum genauen Unfallhergang werde noch ermittelt, deshalb könne die österreichische Polizei zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr bekannt geben, sagt der Polizeisprecher. Er beobachte, dass sich Unfälle im hochalpinen Gelände in letzter Zeit häuften, weil auch immer mehr Bergwanderer unterwegs sind: „Oft sind es allerdings eben genau nicht die Seilschaften, die abstürzen, sondern es passiert einem Wanderer, der schlicht gestolpert oder abgerutscht ist.“
Vor einem Monat stürzte eine Einheimische bei einer Wanderung in Hoch-Imst in den Tod. „Sie war mit ihrem Bruder unterwegs und rutschte auf einer Latschenwurzel aus.“ Häufig passierten die Unfälle auch nicht beim Aufstieg, sondern auf dem Weg herunter. Die Leute unterschätzen die Gefahren einer Wanderung viel eher als die Gefahren bei einer Klettertour, sagt der Polizeisprecher aus Tirol. „Ausgerutscht ist man schnell, im Hochgebirge ist das lebensgefährlich.“ Er sprach den Hinterbliebenen sein Beileid aus.