Volle Tönung

von Redaktion

Nachgefragt . . .

Sommer, Sonne, Sehschwäche? Die Sonnencreme als Schutz vor UV-Strahlen hat sich durchgesetzt. Doch laut einer Allensbach-Studie wissen 14 Prozent der Menschen nicht, dass auch das Auge unter UV-Strahlen leiden kann. Warum eine Sonnenbrille medizinisch zu empfehlen ist, erklärt der Chef der Augenklinik am Universitätsklinikum München, Siegfried Priglinger.

-Professor Priglinger, als Chef einer Augenklinik: Wie viele Sonnenbrillen besitzen Sie?

Eine einzige. Die ist an meine Sehstärke angepasst und war dementsprechend etwas teurer. Menschen ohne Sehschwäche haben es da leichter.

-Ist eine Sonnenbrille mehr als ein Komfortfaktor?

Absolut. Sie ist im Straßenverkehr ein Sicherheitsfaktor, weil man weniger geblendet wird. Und sie ist ein Schutzfaktor gegen schädliche UV-Strahlen.

-Was richten UV-Strahlen im Auge an?

Zu viel UV-Licht kann das Auge von vorne bis hinten, also von der Bindehaut bis zur Netzhaut, schädigen. Bindehautentzündung, kleine, aber wahnsinnig schmerzhafte Schädigungen der Hornhaut, das sind typische kurzfristige Symptome. Die heilen wieder. Aber langfristig leidet zum Beispiel auch die Augenlinse: Wer zu viel ungeschützt in die Sonne geht, kriegt früher Grauen Star. Und hinten an der Netzhaut steigt das Risiko für eine chronische Makuladegeneration, also Nachlassen der Sehstärke, die gerade im Alter bis zur Erblindung führen kann.

-Worauf sollte man beim Kauf einer Sonnenbrille achten?

Die Gläser sollten nicht zu klein sein, auch wenn es vielleicht attraktiv und lustig aussieht. Vernünftiger Sonnenschutz geht rundherum – ich rate zu den Sportgläsern, die etwas größer und gebogen sind. Sie blocken auch die seitliche Einstrahlung. Außerdem muss der UV-Schutz stimmen. Eine solche Brille ist normalerweise mit einem CE-Kennzeichen und/oder einem UV-Filterwert von 400 bedruckt. Dabei ist es empfehlenswert, sich beim Optiker beraten zu lassen, statt am Strand das Risiko einzugehen, einer Fälschung aufzusitzen. Eine getönte Brille ohne UV-Filter schadet nämlich sogar: Sie setzt den natürlichen Schutz der Pupille außer Kraft. Die verengt sich eigentlich, wenn die Sonne strahlt, damit weniger Licht ins Auge kommt. Durch das dunkle Glas weitet sie sich. So kommen die UV-Strahlen ungehindert durch.

-Woran merkt man, dass das Auge gerade eine schädliche Dosis UV-Licht abbekommt?

Ganz einfach: Wenn man sich geblendet fühlt.

Interview: Josef Ametsbichler

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