Regensburg – Die Regensburger Hilfsorganisation Sea Eye hat in der Nacht auf Samstag 19 Menschen vor der libyschen Küste vor dem Ertrinken gerettet. Nicht der erste Einsatz in diesem Jahr – die Sea Eye war seit Jahresbeginn an der Rettung von mehr als 260 Menschen beteiligt. Allerdings wurde dieser Einsatz besonders schwierig.
Denn die Seenotrettungsleitstelle MRCC in Rom, die für die Seegebiete um Italien zuständig ist, gab der Sea-Eye-Crew die Anweisung, die Flüchtlinge direkt nach Sizilien zu bringen und sie nicht wie sonst an ein größeres Rettungsschiff zu übergeben. „Unser Schiff ist nicht dafür ausgerichtet, Flüchtlinge längere Zeit an Bord zu behalten und zu transportieren“, sagt Aline Watermann. Die 28-Jährige aus dem westfälischen Münster ist als Helferin an Bord und kümmert sich seit mehr als drei Tagen um die Geretteten. Die 18 Männer und eine Frau mussten an Deck schlafen, was bei starkem Seegang sehr gefährlich gewesen wäre. „Wir konnten ihnen keine Möglichkeit geben zu duschen. Auch unsere Essenvorräte reichen für so viele Menschen nicht aus“, berichtet Watermann. Die 19 Flüchtlinge sind leicht verletzt und werden von Ärzten an Bord betreut.
Gestern Morgen kam die Sea Eye im sizilianischen Hafen an, musste aber bis abends auf die Erlaubnis warten, dort einzufahren. Es fühle sich sehr danach an, ein Spielball zwischen den politischen Kräften geworden zu sein, sagt Watermann. Denn die Aquarius, das große Rettungsschiff der Organisation „Ärzte ohne Grenzen“, hatte bereits zugesagt, die 19 geretteten Flüchtlinge an Bord zunehmen. Sie hätte ausreichend Platz gehabt, wurde aber vom MRCC auch nach Sizilien geschickt. „Aktuell ist deshalb vor der libyschen Küste nur noch ein Rettungsschiff im Einsatz“, sagt Watermann. „Obwohl das Wetter gut ist und dort vermutlich gerade viele seeuntaugliche Flüchtlingsboote ins Mittelmeer starten.“ Katrin Woitsch