Staatsangehörigkeit

15 638 neue Mitbürger für Bayern

von Redaktion

von DOminik Göttler

München – Mit großer Neugier beobachtet der zweijährige Theo, was an diesem Tag im Bayerischen Innenministerium vor sich geht. Seine Mama, die 39-jährige Annamaria Varga-Balogh, hat gerade von Innenminister Joachim Herrmann (CSU) einen prächtigen Blumenstrauß in die Hand gedrückt bekommen. Dazu die Bayerische Verfassung, das Deutsche Grundgesetz und, am wichtigsten, ihre Einbürgerungs-Urkunde. Die gebürtige Ungarin ist jetzt deutsche Staatsbürgerin – und damit einer von vielen in Bayern lebenden Menschen mit ausländischen Wurzeln, die sich um einen deutschen Pass bemüht haben.

15 638 Menschen in Bayern wurde im vergangenen Jahr die deutsche Staatsangehörigkeit verliehen. Das sind 8,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Seit dem Jahr 2014 ist die Zahl der Einbürgerungen kontinuierlich gestiegen. „Diese Einbürgerungen sind nicht nur die Krönung einer gelungenen Integration“, sagte Herrmann, „sie sind auch der Beleg, dass sich diese Menschen in Bayern wohlfühlen“. Dabei könnte die Zahl der Einbürgerungen noch deutlich höher sein. Denn es gibt laut Herrmann nach wie vor viele Menschen in Bayern, die einen Anspruch darauf hätten, ihn aber nicht wahrnehmen.

Über ein Drittel aller Eingebürgerten stammen aus EU-Mitgliedsstaaten. Die meisten Menschen wurden dabei aus Rumänien eingebürgert (1245), danach folgt aber schon das Vereinigte Königreich. Mit 974 Einbürgerungen ist der Sprung dort besonders groß. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es noch 313 Briten, die den deutschen Pass bekamen, 2015 nur 86. „Nicht alle Briten wollen sich offenbar mit dem Ausstieg abfinden und die Errungenschaften der Europäischen Union weiter nutzen“, sagte Herrmann.

Einer von ihnen ist Anthony Davies. Er ist vor 15 Jahren der Liebe wegen nach Deutschland gekommen. Er arbeitet in der IT-Branche, hat mit seiner Frau mittlerweile zwei deutsche Kinder und liebt die bayerische Natur, die Berge und den jährlichen Ausnahmezustand auf der Theresienwiese. „Ich fühle mich wohl hier“, sagt er. Der Brexit hat ihn nachdenklich gemacht. „Ich habe meinen Lebensmittelpunkt hier, also habe ich beschlossen, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen.“ Den Einbürgerungstest meisterte der 39-Jährige ohne Probleme. „Ich hatte nur eine Antwort falsch – meine deutschen Freunde wussten deutlich weniger“, erzählt er und lacht.

Doch weder Briten noch Rumänen sind die größte Gruppe unter den Eingebürgerten. Hier liegt nach wie vor die Türkei ganz vorne. Von dort stammten im vergangenen Jahr 12,3 Prozent aller Eingebürgerten in Bayern. Im Gegensatz zu EU-Bürgern dürfen Türken in der Regel ihren türkischen Pass nicht behalten. Herrmann betonte gestern noch einmal, dass er an der Vermeidung von Mehrstaatigkeit festhalten will – soweit möglich. Eingebürgerte aus Nicht-EU-Ländern dürfen ihre ursprüngliche Staatsangehörigkeit nur dann behalten, wenn deren Länder sie nicht aus der Staatsangehörigkeit entlassen oder die Kontaktaufnahme mit dem Heimatland unzumutbar wäre – etwa wenn derjenige dort politisch verfolgt wurde.

Annamaria Varga-Balogh darf wie jeder EU-Bürger ihren ungarischen Pass zusätzlich behalten. Die deutsche Staatsbürgerschaft wollte sie dennoch, weil sie nicht nur weiter mit ihrer Familie in Passau leben möchte, sondern auch ein „vollwertiges Mitglied der Gesellschaft“ werden wollte. „Ich war sehr nervös vor der Verleihung“, gibt sie im Anschluss zu. Aber mit ein wenig Vorbereitung war der Einbürgerungstest kein Problem. „Und jetzt sind wir endgültig eine Familie“, sagt sie und lächelt.

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