VOR den Autobahntunneln

Dauerärger mit der Höhenkontrolle

von Redaktion

von dirk walter

München – „Es hört nicht auf“, sagt Josef Seebacher, Sprecher der Autobahndirektion Südbayern. Seit über einem Jahr schlägt sich seine Behörde mit einem Problem herum, das nach den aufwendigen Tunnelsanierungen entstanden ist. Die Tunnelbauer haben eine Höhenkontrolle eingebaut, die verhindern soll, dass zu hoch beladene Lkw sensible Technik von der Tunneldecke herunterreißen. Unter anderem sind dort die Lampen und der Brandmeldeschutz verankert. Bei den alten Tunneln gab es das so nicht.

Der Fluch der neuen Technik: Sie funktioniert. Vor allem am Etterschlager und Echinger Tunnel an der Lind- auer Autobahn A 96 gibt es regelmäßig lange Staus. Neuerdings schlägt die Höhenkontrolle auch am Allacher Tunnel an der A 99 alle zwei bis drei Tage an, im April bis gestern Vormittag schon sieben Mal. „Warum das so ist, ist nicht ersichtlich“, sagt Seebacher. Vielleicht hätten einige Unternehmen ihre Routen gewechselt. Der Behördensprecher kann anhand von Videoaufzeichnungen an den Tunnelröhren sehr gut nachvollziehen, was Spediteure alles so falsch machen. Mal wird der Autotransporter falsch beladen, mal der Kranausleger eines Baggers nicht ganz eingezogen. Es gab auch schon mal einen Mähdrescher auf einem Lkw, der Probleme bereitete. Manche Lkw-Anhänger sind in der Höhe variabel, damit sie mit Gabelstaplern beladen werden können. Nur wird bei der Abfahrt vergessen, sie wieder abzusenken.

Die Autobahndirektion hat schon viel versucht, um das Problem zu lösen. Unternehmen wurden angerufen und um exakte Beachtung der Höhenbeschränkung von maximal 4,40 Meter gebeten. Erlaubt sind eigentlich nur vier Meter, aber die Höhenkontrolle hat etwas Luft nach oben. Auch wurden Schilder auf den Zufahrtsstraßen vor den Autobahn-Anschlussstellen montiert. Der Erfolg ist gering. So jagt alle paar Tage die Verkehrspolizei Fürstenfeldbruck von ihrem Standort Obermenzing zu den Tunneln, um die Höhenkontrolle wieder zu deaktivieren. Bis zum Echinger Tunnel sind es 40 Kilometer – da vergeht einige Zeit.

Jetzt hofft die Autobahn-Behörde auf eine Lösung Marke Eigenbau. Entlang der Lindauer Autobahn sollen ein Stück weit vor den Tunneleinfahrten Lichtschranken installiert werden. Geplant ist das vor den Anschlussstellen Wörthsee in Fahrtrichtung Lindau sowie Greifenberg und Inning in Richtung München. Die Lichtschranken sollen die Höhe der Lkw messen und warnen, wenn sie zu hoch beladen sind. Dann soll keine Ampel auf Rot schalten und die ganze Autobahn blockieren, sondern nur Warntafeln Alarm signalisieren. Funktioniert das System, würde der Lkw-Fahrer am Seitenstreifen anhalten oder aber rechtzeitig an den Anschlussstellen vor dem Tunnel die Autobahn verlassen. Vor der Sommerpause soll das System installiert sein.

Wie der Lkw-Fahrer erkennen soll, dass speziell er gemeint ist, ist eine spannende Frage. Die Autobahndirektion hat extra eine Ausschreibung gestartet und auch einen Anbieter gefunden. „Das ist Neuland“, sagt Seebacher, „wir müssen experimentieren.“ Das kostet eine Million Euro. Allein mit den maximal 240 Euro Bußgeld, die beim Auslösen einer Höhenkontrolle fällig werden, dürfte diese Summe so schnell nicht wieder hereinkommen.

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